Umweltbundesamt moniert Auto-Lkw-Plage
Chefin Krautzberger fordert ein Tempolimit, strikte Grenzwerte und eine Ausweitung der LKW-Maut.
04. Aug. 2015 –
Runter vom Gas und von der Straße. Das ist in Kürze, wofür Maria Krautzberger, die Chefin des Umweltbundesamtes, am Dienstag plädierte, als sie in Berlin die „Daten zur Umwelt 2015“ präsentierte. Sie kritisierte den Trend zu großen Autos, sprach sich für ein Tempolimit aus und forderte, mehr Waren mit Bahn und Schiff zu tranportieren.
Der Hintergrund: In diesem Jahr sind gut 44 Millionen Autos und 2,6 Millionen große und kleiner Laster in Deutschland zugelassen. Es ist ein neuer Rekord. Sind sie unterwegs, kommt aus ihrem Auspuff viel des Treibhausgases Kohlendioxid – zu viel.
„Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, der seine Emissionen seit 1990 nicht mindern konnte“, sagte Krautzberger Es müsse „dringend mehr passieren“, auch wenn sie wisse, dass in der Verkehrspolitik ein „langer Atem nöig sei“.
Schon seit Jahren soll der Verkehr auf die Schiene oder auch auf Flüsse und Kanäle verlagert werden, um das Klima zu schonen. Doch es bewegt sich nichts. Im Gegenteil: Der Güterverkehr auf der Straße ist laut dem Umweltbundesamt zwischen dem Jahr 2000 und 2013 um 31 Prozent gestiegen. Zugleich bringen die Autokonzerne PS-stärkere und schwere Wagen auf den Markt.
Dieser Trend zu immer mehr Fahrzeugen, dieser Rebound-Effekt, habe die Einsparungen durch technische Verbesserungen praktisch „aufgezehrt“, meinte Krautzberger. Die oberste Umweltschützerin der Republik, rechnete mit Verweis auf Daten des Statistischen Bundesamtes vor, dass 3,8 Milliarden Liter Kraftstoff und 9,5 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen hätten eingespart werden könnn, hätte sich die PS-Zahl der neu zugelassenen Autos seit 2005 nicht mehr erhöht.
Tatsächlich kommt zwar das meiste Kohlendioxid, 39 Prozent, immer noch aus Kraftwerken, aber der Verkehr macht auch rund 18 Prozent des Treibhausgasausstoßes aus. Und anders als im Energiebereich sind seine Emissionen im Vergleich zu 1990 „sogar noch gestiegen“, kritisierte die Umweltbundesamt-Chefin.
Sie sprach sich für ein Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde auf Autobahnen aus. Sie rief die Autokonzerne auf, den Energieverbrauch ihrer Fahrzeuge weiter zu drosseln. Und sie plädierte für strengere CO2-Grenzwerte für Pkw: Ab dem Jahr 2020 dürfen die Flotten der Autoindustrie einen Grenzwert von 95 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer nicht reißen. Das Umweltbehörde fordert ein Limit bei 70 bis 80 Gramm.
Vor allem riet Krautzberger aber „dringend“ dazu, den stark zunehmden Güterverkehr umzulenken.
Dafür solle die Lkw-Maut auf Fahrzeuge ab 3,5 Tonnen ausgeweitet werden. Derzeit gilt die streckenabhänigge Nutzungsgebühr ab 7,5 Tonnen. „Und wir brauchen endlich auch CO2-Grenzwerte für Lkw“, sagte sie. Doch Umsteuern scheint schwierig. Die größten Widerstände gebe es in der Autoindustrie, erklärte Krautzberger: „Da gibt es ja auf europäischer Ebene ein intensives Lobbytum.“
CSU-Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt geht in seiner aktuellen Verkehrsprognose für 2030 jedenfalls davon aus, dass der Güterverkehr auf der Straße bis 2030 im Vergleich zu 2010 nochmal um 39 Prozent zunimmt. Anders gesagt: Vom gesamten absoluten Wachstum des Güterverkehrs entfallen 80 Prozent auf Laster, die dann über die Straßen rollen werden.