Unvorstellbarer Reichtum weniger Personen

„85 Individuen so vermögend wie 3,5 Milliarden Menschen“. Vor Weltwirtschaftsforum in Davos kritisiert Oxfam die soziale Spaltung

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Von Hannes Koch

21. Jan. 2014 –

Die 85 reichsten Personen der Welt besitzen ein so großes Vermögen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. So schätzt die britische Hilfsorganisation Oxfam die zunehmende globale Ungleichheit ein. Diese erstaunliche Zahl veröffentlichten die Bürgerrechtler vor dem Beginn des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos am Mittwoch.

 

In dem Schweizer Alpenort trifft sich in den kommenden Tagen ein guter Teil der Wirtschafts- und Politikelite. WEF-Chef Klaus Schwab rechnet mir rund 1.500 Konzernvorständen und Managern, sowie 40 Regierungschefs, unter ihnen Irans Staatspräsident Hassan Ruhani. Aus Deutschland will unter anderem Finanzminister Wolfgang Schäuble anreisen. Zentrale Themen des WEF 2014 sind die Euro-Krise, Freihandel und die soziale Spaltung.

 

Dazu veröffentlichte Oxfam ihren Bericht „Working for the Few“ („Arbeit zugunsten weniger“). Demnach besitzt das reichste eine Prozent der Weltbevölkerung die Hälfte des globalen Vermögens, etwa 81 Billionen Euro. Dies ist mehr als die weltweite Wirtschaftsleistung eines ganzen Jahres.

 

Laut Oxfam nimmt dieses Missverhältnis weiter zu und bedroht Ziele, die sich auch das WEF auf die Fahnen schreibt, beispielsweise die Reduzierung der Armut. Winnie Byanyima, Geschäftsführerin von Oxfam International, sagte: „Wir können nicht davon ausgehen, den Kampf gegen die Armut ohne den Kampf gegen die Ungleichheit zu gewinnen.“

 

Um der Entwicklung entgegenzuwirken, sollten die reichen Privatpersonen und Unternehmen nach Ansicht der Kritiker einen fairen Anteil ihres Einkommens und Vermögens der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Sie sollten Steuern zahlen, keine Steuerhinterziehung betreiben und akzeptieren, dass die Abgabenbelastung mit wachsendem Gewinn steigt.

 

Ein weiterer Wunsch, den Oxfam hegt: Die Elite möge sich dafür einsetzen, dass die Regierungen ihre Abgaben für sinnvolle Zwecke verwenden – beispielsweise für Armutsbekämpfung, Gesundheitsvorsorge und Bildung. Außerdem sollten die wirtschaftlich Mächtigen auf Korruption verzichten und ihren Widerstand gegen existenzsichernde Mindestlöhne zugunsten der Beschäftigten aufgeben.

 

Bei den in Davos versammelten Managern treffen diese Vorschläge nicht auf Gegenliebe – einerseits. Die Unternehmer treibt die Sorge um, dass staatliche Regulierungen und Steuerpolitik ihre Geschäfte beeinträchtigen könnten, ergibt eine aktuelle Umfrage der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. So haben in Frankreich, das von einer linken Regierung geführt wird, 88 Prozent der Befragten Angst vor „Überregulierung“. In Deutschland sehen das 76 Prozent der Manager so.

 

Andererseits aber meinen fast zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftsführer, dass das internationale Steuersystem dringend renoviert werden müsse. So befürworten 62 Prozent der befragten deutschen Verantwortlichen, dass internationale Konzerne ihre Umsätze, Ergebnisse und Steuerquoten in verschiedenen Ländern offenlegen. „56 Prozent stimmen zu, dass nationale Steuerbehörden über Ländergrenzen hinweg ihre jeweiligen Informationen zu Unternehmen frei austauschen können sollten“, so PwC.

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