Viel Schutz, wenig Zwang

Kommentar zu Corona-Impfungen und Tests

Teilen!

Von Hannes Koch

09. Aug. 2021 –

In der Corona-Pandemie geht es jetzt um einen Dreiklang: möglichst wenige Ansteckungen, möglichst wenige Erkrankungen, aber auch möglichst wenige Einschränkungen. Denn bei letzteren handelt es sich um Eingriffe in die Grundrechte. Praktisch sollte die Politik deshalb für weitere Impfungen werben. Hoffentlich steigt die Zahl wieder an, wenn viele Leute aus dem Urlaub zurückkehren. Und die Tests auf Corona sollten so einfach wie möglich bleiben – also kostenlos.

Das Bundesgesundheitsministerium von Jens Spahn schlägt dagegen vor, ab Mitte Oktober keine Gratistests mehr anzubieten. Das ist der falsche Weg. Wer Ansteckungen verhindern will, muss es den Bürgerinnen und Bürgern einfach machen, sich testen zu lassen. Besonders an belebten Orten mit Restaurants, Kneipen, Sportstätten oder Geschäften gibt es weiterhin Bedarf. Die Weitergabe des Virus wird damit erschwert, während die Getesteten gleichzeitig am öffentlich Leben teilnehmen können. Das Recht dazu hat jede und jeder, ebenso wie das Recht sich nicht impfen zu lassen. Der Staat sollte eine Option anbieten, die beides verbindet.

Kosteten die Tests jedoch beispielsweise zehn Euro, werden viele Leute darauf verzichten. Unwissentlich infiziert sind sie dann in der Öffentlichkeit unterwegs und stecken andere an. Das ist das Gegenteil des Beabsichtigten. Für kostenlose Tests spricht auch, dass sich die Ausgaben von bisher 3,7 Milliarden Euro in Grenzen halten. Dieser Betrag geht im Hintergrundrauschen des Bundeshaushalts von insgesamt 550 Milliarden Euro unter.

Viel Schutz, wenig Zwang – das sollte das Motto sein. Zwar werden kostenpflichtige Tests vielleicht den einen oder die andere zur Impfung bewegen. Andererseits hat es keinen Sinn, Verschwörungstheoretikern, die von Impfzwang durch die Hintertür und Corona-Diktatur faseln, weitere Argumente zu liefern.

« Zurück | Nachrichten »