Viele Bausparkassen beraten immer noch schlecht

Bis zu 13.000 Euro Leistungsunterschied im Test. Mancher Kunde wäre wohl nie zum Eigenheim gekommen. Drei gute Institute fand die Stiftung Warentest aber auch.

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Von Wolfgang Mulke

20. Jan. 2015 –

Beratungsfehler und schlechte Angebote können angehende Bausparer Tausende Euro kosten. In einem Test der Zeitschrift Finanztest fielen vier der 20 Anbieter mit der Note mangelhaft durch. Nur drei erhielten eine gute Bewertung. „Der Unterschied zwischen einer guten und schlechten Leistung einer Bausparkasse kann in unserem Modellfall mehr als 13.000 Euro ausmachen“, erläutert der Chefredakteur des Magazins, Heinz Landwehr.

 

Dabei war die Aufgabe für die Berater der Bausparkassen gar nicht schwer. Die pro Institut jeweils sieben Testkunden wollten zehn Jahre lang monatlich 400 Euro einzahlen und sich anschließend mit Hilfe des Baudarlehens den Wunsch nach eigenen vier Wänden erfüllen. Doch jeder fünfte Berater schlug einen Vertrag vor, bei dem das Darlehen frühestens nach zwölf Jahren ausbezahlt werden würde. „Ein Mitarbeiter der LBS Rheinland Pfalz versuchte einem Kunden sogar einen Vertrag anzudrehen, in den dieser bis zum Jahr 2039 einzahlen müsste“, kritisiert Landwehr. Der Trick: Die Bausparsumme wird in diesen Fällen zu hoch angesetzt, weil das den Kassen mehr Provision einbringt.

 

Ein weiterer Mangel ist ein häufig zu hoher eigener Sparbetrag des Kunden. Denn dann sinkt der Kreditanteil an der Bausparsumme und der Vorteil der günstigen Zinsen geht verloren. Geradezu fahrlässig ging laut Landwehr die Bausparkasse Mainz mit einem Bauherrn um. Sie bot ihm zwar den Traumzins von 1,44 Prozent an. Dafür hätte der Sparer das Darlehen aber innerhalb von vier Jahren in Monatsraten von 1.500 Euro zurückzahlen müssen, was etwa 70 Prozent seines Einkommen ausmachen würde. Schließlich mangelt es vielfach an Transparenz der Angebote. Mal werden sie auf Schmierzetteln handschriftlich zusammengefasst, mal fehlen Angaben zu den Kosten.

 

Dennoch beraten die Bausparkassen ihre Kunden heute besser als bei den letzten Tests. Beim ersten vor 20 Jahren fielen noch 15 Institute durch und nur eines erwies sich als gut. Heute erhalten mit der LBS Baden-Württemberg, der LBS Ost und Wüstenrot drei Anbieter eine gute Bewertung. Mit der Aachener, der Deutsche Bank Bauspar sowie der LBS Rheinland Pfalz und der LBS West erhalten noch vier eine Note, mit der man in der Schule sitzenbleiben würde. Alle anderen Institute kamen über eine ausreichende oder befriedigende Einschätzung nicht hinaus. Die Ergebnisse veröffentlicht Finanztest in der Februar-Ausgabe des Heftes.

 

Trotz der Mängel rät die Stiftung Warentest zu Bauspardarlehen als Teil der Immobilienfinanzierung. „Wir empfehlen, zumindest bei zwei Bausparkassen ein Angebot einzuholen“, sagt der Untersuchungsleiter der Stiftung, Holger Brackemann. Die Offerten sollten Informationen über den empfohlenen Tarif, die Bausparsumme, die voraussichtliche Zuteilung des Vertrags, das Guthaben und die Darlehenshöhe sowie den Tilgungsplan enthalten. Wichtig ist auch die Höhe der Auszahlung, wenn der Kunde dann doch nicht bauen will. Schließlich sollte der Berater Steuervorteile errechnen und auch die Kombination mit einem Riester-Vertrag berücksichtigen.

 

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