Vorgespiegelte Fairness
Kommentar von Hannes Koch über Banker-Boni
06. Sep. 2009 –
Um Fairness geht es nicht, sondern um die Vorspiegelung von Fairness. Angela Merkel hat nicht die Absicht, Gehalt und Bonus von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann auf – sagen wir – 300.000 Euro im Jahr zu begrenzen. Ihr geht es nur darum, dass Ackermanns Millionen-Gehalt in mehreren Portionen über einige Jahre verteilt ausgezahlt wird. Das haben die Finanzminister der mächtigsten Wirtschaftsnationen (G20) am Wochenende in London beschlossen.
Merkel, Frankreichs Präsident Sarkozy, Großbritanniens Premier Brown und US-Präsident Obama sind sich einig: Die Banken haben die Finanzkrise mitverursacht, weil risikoreiche Geschäfte und gigantische Gewinne den Managern fantastische Erfolgsbeteiligungen einbrachten. Diesen Kreislauf wollen die Regierungen jetzt entschärfen. Bonuszahlungen sollen nicht mehr kurzfristig, sondern mittelfristig gestreckt ausgezahlt und stärker an den tatsächlichen Erfolg oder Misserfolg des Unternehmens geknüpft werden. Vielleicht funktioniert das sogar.
Was aber nicht funktioniert, ist die Anpassung der Fixgehälter und Erfolgsbeteiligungen an das Gerechtigkeitsempfinden der Bürger. Ob 15 Millionen in einem Rutsch oder in drei Portionen ausgezahlt werden, ist egal – es bleiben 15 Millionen. Mit individueller Leistung oder langen Arbeitstagen sind derartige Reichtümer kaum zu begründen.
Trotzdem wollen weder Brown, noch Obama oder Merkel wirklich etwas dagegen unternehmen. Ausschlaggebend für die Nähe von Regierungs- und Bankinteressen ist vor allem nationaler Egoismus: Brown schützt die Finanzbranche der Londoner City, Obama die Wallstreet und Merkel den Finanzplatz Frankfurt am Main. Alle haben Angst, dass die Banker nach Zürich, Hongkong oder Shanghai umziehen, wenn man ihnen zu sehr auf den Leib rückt. Diese Furcht mag unbegründet sein – tatsächlich verhindert sie aber wirksame Gehaltsbegrenzungen. Die Regierungen ziehen die Schrauben für Banker nur ein wenig an, Gehaltsexzesse bleiben weiter möglich.