Vorsicht beim Geflügeldöner

Hygiene bei Kebabbuden oft bedenklich / Vanilleeis häufig ohne Vanille

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

19. Okt. 2009 –

 

 

Bei der Herstellung von Dönerspießen aus Geflügel und bei der Zubereitung der Zwischenmahlzeit in der Imbissbude geht es oft nicht sauber zu. Die Lebensmittelkontrolleure beanstandeten im vergangenen Jahr bei jedem zweiten Hersteller die hygienischen Zustände. Jede dritte der 875 überprüften Döner-Buden erwies sich als unsauber oder schlecht desinfiziert. Diese Ergebnisse gehen aus dem Jahresbericht des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz (BVL) hervor, der am Montag in Berlin veröffentlicht wurde. Unappetitlich ist häufig auch das Geschäft mit Speiseeis. 1000 Hersteller und Eisdielen bekamen Besuch vom Amt. Fast jedem fünften Betrieb stuften die Prüfer als nicht sauber genug ein. Oft enthielten die Proben Keime. „Einzelne Ergebnisse zeigen, dass wir uns nicht zurücklehnen können“, warnt BVL-Präsident Helmut Tschiersky-Schöneburg vor einer nachlassenden Kontrolle der Lebensmittel.

 

Die Überprüfungen sind Sache der Länder. Dabei gibt es reichlich zu tun. Über 1,2 Millionen Betriebe, von der Großküche über Fleischereien und Bäckereien bis hin zum Pizzabäcker, gehen mit Nahrungsmitteln um. 2008 bekamen 540.000 Firmen Besuch vom Inspekteur. Bei fast 127.000 Unternehmen wurde das Amt fündig. Der mit Abstand häufigste Verstoß ist die Missachtung von Hygienevorschriften. Untersucht werden auch die angebotenen Lebensmittel selbst. Von 400.000 untersuchten Proben wurden knapp 14 Prozent bemängelt. Bei jedem vierten Labortest fanden die Chemiker Verunreinigungen. Mit Abstand am häufigsten ist indes der Betrug am Kunden. Die Hälfte der Beanstandungen bezog sich auf Mogelpackungen oder falsch angegebene Zutaten, sowie geschönte oder nachgemachte Lebensmittel. Dieser Trend hält laut BVL auch in diesem Jahr an.

 

Das Gewinnstreben mancher Unternehmer kann dem Konsumenten zum Beispiel die Freude auf eine Kugel Vanilleeis kräftig verargen. Wo auf der Verpackung oft vom natürlichen Aroma die Rede ist, steckt tatsächlich häufig künstliches Vanillin drin. Das ergab ein Untersuchungsschwerpunk des BVL. Von 290 Proben Vanilleeis wurden 38 Prozent beanstandet. Nur bei Pudding und Soßen ging es durchweg korrekt zu. „Das Gewürz gehört zu den beliebtesten, aber auch zu den teuersten“, erklärt das BVL. Mit dem Einsatz von Imitaten sparen die Hersteller Kosten und steigern ihren Ertrag.

 

Auch beim Käse oder Schinken wird bekanntlich mit Imitaten gemogelt. Laut BVL ist dies allerdings kein Problem der Industrie. Die Hersteller geben danach auf der Verpackung wahrheitsgemäß den Inhalt an. In Restaurants oder Imbissbuden wird dann aus minderwertigen Zutaten gerne mal echter Käse oder Schinken. Die Behörden prüfen noch, ob der Strafrahmen für Verbrauchertäuschung ausgeweitet werden muss.

 

Die Konsumenten sollen bald mehr Durchblick über gefährliche Lebensmittel erhalten. Die Bundesländer bauen ein gemeinsames Internetportal auf, auf dem bundesweit über bedenkliche Nahrungsmittel informiert wird. Auch über die Nennung von schwarzen und weißen Schafen in der Gastronomie wird nachgedacht. In Dänemark gibt es dafür ein Vorbild, das Smiley-System. Den Aufkleber mit einem lächelnden Gesicht erhalten Betriebe, die überdurchschnittlich gut sind. Der Berliner Stadtteil Pankow erprobt die Positivkennzeichnung gerade. Zugleich nennt der Bezirk aber im Internet auch rigoros die Namen von Betrieben, die den Lebensmittelkontrolleuren negativ aufgefallen sind. Mit Bildern von verdreckten Kühlschränken oder angetauten Waren schreckt das Amt potenzielle Gäste der Restaurants ab, bis diese die Missstände beseitigt haben. Ein Smiley-System werde in mehreren europäischen Ländern geprüft, sagt BVL-Präsident Tschiersky-Schöneburg.

 

Regelmäßig achten die Behörden auch auf chemische Verunreinigungen der Lebensmittel. Dabei erwies sich Paprikapulver überdurchschnittlich häufig als belastet. Rückstände von Pflanzenschutzmitteln fanden sich zum Beispiel in mehr als drei Viertel aller untersuchten Birnen, sowie bei Mandarinen Clementinen oder Satsumas. In Lakritze und Schokolade mit hohem Kakaogehalt fanden die Tester in vielen Proben einen vergleichsweise hohen Gehalt an Ochratoxin A, das im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Positiv fielen die Bioprodukte auf. Obst, Gemüse und Kartoffeln aus dem Ökoanbau enthielten kaum Schwermetalle oder Pflanzenschutzmittelrückstände.

 

 

« Zurück | Nachrichten »