Whatsapp für Banken

Was ist Swift und wie funktioniert es?

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Von Björn Hartmann

20. Jan. 2022 –

Im Ukraine-Konflikt drohen zum Beispiel die USA Russland mit dem Ausschluss aus dem Swift-Verfahren, sollte das Land bei seinem Nachbarn einmarschieren. Eine Genossenschaft aus Belgien, die im Hintergrund arbeitet, wird plötzlich Hebel der Weltpolitik. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was ist Swift?

Swift ist eine Genossenschaft mit Sitz im belgischen La Hulpe südöstlich von Brüssel. Der Name steht für Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (etwa Gesellschaft für weltweite Fernkommunikation zwischen Banken). Das Unternehmen ist sein (Kurz-)Nachrichtendienst, eine Art sehr sicheres Whatsapp für Banken. Swift betreibt auch ein eigenes Datennetz sowie drei Datenzentren – in den USA, Belgien und der Schweiz. Das Angebot wird von mehr als 11.000 Finanzinstituten weltweit genutzt, darunter die größten der Welt und Notenbanken. Swift ist kein Zahlungsabwickler.

Was ist das Besondere an Swift?

Die Genossenschaft hat eigene, weltweit geltende Standards und Formate für Nachrichten entwickelt, die die Banken automatisch verarbeiten können. Diese Nachrichten werden äußerst schnell übertragen und sind sehr sicher. Zudem ist klar, wer die Nachricht wann von wo an wen wohin gesendet hat und wann sie dort angekommen ist. Eine solche Nachricht kann sehr vereinfacht sein: Kunde A der Bank X überweist 300 Euro an Kunden B bei Bank Y.

Wie funktioniert Swift?

Über das System können Nachrichten von einer Bank zur anderen geschickt werden. Als Absender- oder Empfängeradresse dient der BIC, der Business Identifier Code, der für jede Bank weltweit einmalig ist. Die Europäische Zentralbank hat zum Beispiel ECBDEFF. Ein sehr vereinfachtes Beispiel: Erika Muster möchte die Anzahlung für das Ferienhaus im Sommer an Jean Dupont überweisen. Sie füllt beim Onlinebanking ihrer Bank A die entsprechende Maske aus und klickt den Überweisen-Knopf. Im Hintergrund wird eine Standard-Swift-Nachricht mit BIC der Absender- und der Empfängerbank sowie allen wichtigen Eckdaten erzeugt, die besagt, dass Erika Muster 300 Euro an Jean Duponts Konto bei Bank B überweist. Bank A bucht daraufhin Geld an ein Konto der Bank B, die wiederum Geld auf das Konto von Jean Dupont bucht. Standardisierte Nachrichten gibt es auch für andere Geschäfte wie Aktienkäufe, oder Großüberweisungen zwischen Banken. Je Art werden täglich etwa 40 bis 50 Millionen Nachrichten versandt.

Warum ist Swift so wichtig?

Die Nachricht von einer Überweisung lässt sich auch per E-Mail oder Brief oder sogar Whatsapp übertragen. Das Empfängerinstitut muss dann aber aufwändig prüfen, ob der Absender echt ist, die Unterschrift stimmt, die Person überhaupt für die Überweisung qualifiziert und berechtigt ist. Der Aufwand ist sehr hoch. Gerade weil Swift sichere standardisierte Nachrichten anbietet, die Computer ohne Zutun von Mitarbeitern verarbeiten können, sind schnelle und zuverlässige Bankgeschäfte überall auf der Welt überhaupt erst möglich.

Warum wäre es für Russland ein Problem, ausgeschlossen zu werden?

Ohne Swift kann das russische Finanzsystem zwar theoretisch immer noch Geschäfte mit Instituten außerhalb des Landes machen, die Kommunikation ist allerdings dramatisch erschwert. De facto würden Geldgeschäfte mit dem Ausland fast unmöglich und außerordentlich teuer. Sehr zugespitzt gesagt: Russische Banken müssten für jede einzelne Transaktion den reitenden Boten mit einem Brief losschicken. Und niemand garantiert, dass das Schreiben echt ist und von der richtigen Stelle kommt.

Wem gehört Swift?

Eigentümer von Swift sind die Banken, die die Dienste nutzen. Jedes Institut ist an der Genossenschaft nach seinem Anteil am Umsatz beteiligt.

Seit wann gibt es die Genossenschaft?

1973 gründeten Banken aus aller Welt die Organisation, damals, um das Telex-Verfahren, mit dem sich die Institute weltweit verständigten, automatisieren zu können.

Wer entscheidet bei Swift?

Über Aufnahme und Ausschluss von Finanzinstituten entscheidet bei der Organisation die Genossenschaftsversammlung, also die Anteilseigner. Ob ganze Länder von der Teilnahme ausgeschlossen werden können, die Politik also umfassend in die Geschäfte von Swift eingreifen können, ist nicht sicher und sehr heikel.

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