Wind und Sonne muss man nicht kaufen
Kommentar zur Energie-Unabhängigkeit von Hannes Koch
31. Mär. 2014 –
In der Energiepolitik geht es gerade durcheinander. Ökostrom gegen Atom, mehr Windräder in Süddeutschland, statt mehr an der Küste? Sonne oder Kohle, weniger Importe aus Russland, dafür vielleicht mehr Gas-Förderung in Deutschland? Und auf das Klima muss man natürlich auch noch achten, sagt die Kanzlerin. Da möchte man in Erinnerung an ein britisches Plakat aus dem 2. Weltkrieg raten: „Keep calm and carry on“ - „Bleibt ruhig und macht weiter“.
Denn die deutsche Energiepolitik ist auf der Höhe der Zeit – selbst angesichts der Ukraine-Krise. Die Energiewende hat den wenig thematisierten Nebeneffekt, dass man Wind und Sonnenstrahlen nicht kaufen muss, weder in Russland, noch in Saudi-Arabien, Algerien oder den USA. Wer in Sachen Energie mal so richtig unabhängig sein möchte, baut so viele Ökokraftwerke, dass man mit dem Strom auch noch die Autos betreiben kann. Um Gas- oder Ölimporte müssten wir uns in künftigen außenpolitischen Krisen dann nicht mehr sorgen.
Natürlich ist die Welt nicht so einfach, wie dieser Gedanke suggeriert. Angesichts offener Grenzen, globalen Handels, internationaler Märkte und Unternehmen kann es Autarkie nicht mehr geben. Und doch hat die Öko-Vision der Energie-Unabhängigkeit einen wahren Kern. Vielleicht bietet sie eine halbswegs realistische Möglichkeit, auf einen Teil der externen Rohstofflieferungen zu verzichten.
Heute ist das kaum möglich – wie man es auch wendet. Wenn die EU als weltgrößte Wirtschaftsmacht ernsthaft versuchte, die etwa 30 Prozent ihrer Energie-Importe, die sie aus Russland bezieht, bei anderen Staaten zu kaufen, stiegen die Preise auf dem Weltmarkt stark an. Bei einer Regierung, die dies in Kauf nähme, stünden sofort die Verbraucher-, Sozial-, Industrie- und Handwerksverbände auf der Matte und beschörten den bevorstehenden Bankrott ihrer jeweiligen Klientel. Auch in dieser Hinsicht also gilt: Bleiben wir ruhig, auch wenn´s schmerzt, und kaufen weiter bei Gazprom-Putin.