Windgas – ein Speicher für Ökostrom

Anstatt sie wegzuwerfen, kann man überschüssige Energie aus Wind- und Solarkraftwerken mit Hilfe von Methangas speichern und dieses später nutzen

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Von Hannes Koch

24. Aug. 2015 –

Die Energiewende in Deutschland ist auf dem Weg - doch ein zentrales Problem harrt noch immer der Lösung. Woher soll der Strom kommen, wenn kein Wind weht und gleichzeitig die Sonne nicht scheint? Für diese Zeiten der „Dunkelflaute“ brauchen Industriestaaten wie Deutschland konventionelle Reservekraftwerke mit Kohle oder Erdgas, lautet die gängige Antwort. Die Umweltorganisation Greenpeace macht sich nun für eine Alternative stark: Windgas.

 

Dieser Kunstbegriff steht für eine bislang wenig bekannte Technologie-Variante, die bislang nur in einem guten Dutzend Anlagen in Deutschland ausprobiert wird. Beispielsweise die ostdeutsche Firma Enertrag betreibt eine solche in Prenzlau. Aber auch große Unternehmen wie E.On experimentieren mit Windgas-Lieferungen an ihre Kunden. Das Prinzip: Wenn die Windräder und Solarzellen mehr Elektrizität herstellen als gebraucht wird, spaltet man mit dieser Energie Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Im zweiten Schritt kann man den Wasserstoff mit Kohlendioxid zu Methan verbinden. Dieses Gas lässt sich später als Brennstoff für Heizungen einsetzen oder auch in Kraftwerken wieder in Strom zurückverwandeln. Gespeichert würde das Methan beispielsweise in unterirdischen Salzkavernen, die in Deutschland ausreichend vorhanden sind. Für die spätere Verteilung könnte man das bestehende Erdgasnetz nutzen.

 

Der entscheidende Trick dabei ist, dass sich auf diese Art heute überflüssige Ökoenergie für die Zukunft speichern lässt. Die damit verbundene Hoffnung: „Mit Hilfe von Windgas erreichen wir bis 2050 eine erneuerbare Vollversorgung im Stromsystem zu deutlich niedrigen Kosten als beim von der Bundesregierung angestrebten Mix von 80 Prozent erneuerbaren und 20 Prozent fossilen Energieträgern“, sagte Marcel Keiffenheim von Greenpeace Energy am Montag.

 

Im Auftrag der Umweltorganisation hat das Institut Energy Brainpool die finanziellen Effekte ausgerechnet. „Die Anfangsinvestitionen in den Ausbau von Windgas-Anlagen erhöhen zwar zunächst die Kosten des Stromsystems“, so Institutsmitarbeiter Thorsten Lenck, ab 2035 allerdings sei die Windgas-Variante günstiger. 2050 könnte Deutschland bis zu 19 Milliarden Euro jährlich sparen. Der wesentliche Grund: Einmal gewonnener Wind- und Sonnenstrom wird nicht weggeworfen, und konventionelle Reservekraftwerke wären überflüssig.

 

Dieses Szenario ist allerdings nicht Konsens unter den Wissenschaftlern, die sich mit der Energiewende beschäftigen. So hält die Denkwerkstatt Agora den massiven Ausbau von Speicherkapazitäten vorläufig für unnötig. Die Argumente: Zunächst stünden wesentlich kostengünstigere Varianten zur Verfügung. Beispielsweise sei es besser, den Stromverbrauch an das Angebot zu koppeln. Manche Maschine in der Industrie lasse sich bei Strommangel vorübergehend abschalten. Auch der Import von Elektrizität nach Deutschland könne helfen.

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