Zu schön für den Job
Studie: Attraktive Bewerberinnen haben weniger Chancen auf eine Stelle/ Schuld daran sind eifersüchtige Rivalinnen in den Personalbüros
27. Apr. 2012 –
Schönheit ist kein Vorteil für Frauen beim Bewerbungsmarathon. Für attraktive Damen kann ein Foto im Lebenslauf zur Stolperfalle im Kampf um einen Job werden. Personalchefs laden gerade sie seltener zu einem Vorstellungsgespräch ein.
Das hat eine Studie der israelischen Forscher Bradley Ruffle und Ze`ev Shtudiner von der Ben-Gurion- und der Ariel-Universität 2011ans Licht gebracht. Das männliche Geschlecht punktet in der Untersuchung hingegen mit einem guten Aussehen.
Für die Studie verschickten die Wissenschaftler je zwei Bewerbungen auf eine Stellenanzeige, einmal mit und einmal ohne Foto. Die eine Hälfte der Bilder zeigte Durchschnittsgesichter, die andere Hälfte gut aussehende. Insgesamt über 5000 Bewerbungen versendeten die Forscher auf Anzeigen, die weder eine Präferenz für ein Geschlecht erkennen ließen, noch ein Foto verlangten.
Doch warum scheitern attraktive Frauen häufiger mit ihren Bewerbungen? Sie prallen an den Personalbüros der Unternehmen ab, lautet das Fazit der Studienmacher. Meist entschieden gerade Frauen über die Auswahl der Kandidaten. Und eine aussichtsreiche, dazu noch attraktive Bewerberin, löse Eifersucht bei den Chefinnen aus. Eine hübsche Mitarbeiterin könnte im Kampf um die Männer der Firma besser dastehen oder zumindest deren Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Schönheit zahlt sich im Beruf also nicht immer aus. „Bilder rufen im Menschen Emotionen hoch“, erläutert Juliane Brauer, Leiterin der Recruiting-Abteilung der Personalvermittlung Alma Mater. „Man entscheidet, ob einem das Gegenüber sympathisch ist, oder nicht.“
Im Gegensatz zu firmeneigenen Personalbüros kommen attraktive Frauen bei externen Personalagenturen in Ruffles und Shtudiners Untersuchung besser weg. Ein Ergebnis, das die Wissenschaftler vermuten lässt, dass Frauen hier nicht als Rivalinnen angesehen werden, weil sie im Fall der Fälle später nicht im Personalunternehmen selbst, sondern beim Auftraggeber arbeiten werden.
Auch Migranten und Frauen mit Kindern haben im Jobpoker häufig das Nachsehen. Das legt ein Pilotprojekt der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (ADS) nahe. Die Studie, an der von November 2010 bis Dezember 2011 fünf Unternehmen und drei öffentliche Arbeitgeber mitwirkten, hat gezeigt, dass es gerechter zugeht, wenn Personalchefs nichts über den persönlichen Hintergrund des Bewerbers wissen.
„Besonders das Foto in Bewerbungsunterlagen lenkt häufig von der eigentlichen Qualifikation des Bewerbers ab“, berichtet ADS-Leiterin Christine Lüders. Die deutsche Bewerbungskultur hinke internationalen Standards hinterher, sagt sie. Die Qualitäten der Bewerber müssten im Vordergrund stehen - nicht die Herkunft, die Religion oder das Geschlecht eines Bewerbers.
„Um Fehlentscheidungen zu vermeiden,“ gibt Alma-Mater-Recruiterin Brauer einschränkend zu bedenken, „werden inzwischen viele Bewerbungsprozesse von mehreren Personen entschieden.“ Die Unternehmen selbst sehen sich von den Ergebnissen des Pilotprojekts der Antidiskriminierungsstelle ins falsche Licht gestellt. „Arbeitgeber sind in Zeiten wachsenden Fachkräftemangels auf die Potenziale und Talente aller Mitarbeiter angewiesen“, heißt es aus der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA). Schon allein deshalb könne es sich kein Unternehmen leisten, geeignete Bewerber nach unsachlichen Kriterien auszusortieren.