Zu wenig Geld, um billig zu kaufen

Sparserie Teil 5: Wie Investitionen in gute Produkte helfen, die privaten Ausgaben zu reduzieren

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Von Hannes Koch

29. Jul. 2008 –

Reinhold Hufgard ist Experte für´s Sparen. Als Mitarbeiter der katholischen Caritas berät er Privatleute, wie sie ihren Verbrauch von Energie und Wasser reduzieren können. Das lässt sich mit sehr einfachen Mitteln erreichen. Hufgard liefert ein Paket, das unter anderem Steckerleisten, Sparköpfe für die Dusche, Perlstrahler für die Wasserhähne und eine Zeitschaltuhr umfasst.

Wer eine Steckerleiste zwischen Fernsehgerät und Steckdose schaltet, reduziert den Stand-by-Verbrauch des TV. Ein Aufsatz für die Dusche verringert die Wassermenge, die allmorgendlich durch den Abfluss verschwindet. „Zwölf bis 14 Liter Wasserverbrauch pro Minute sind normal“, sagt Hufgard, „mit dem Sparkopf sinkt die Menge auf acht Liter“. Ähnlich funktionieren Perlstrahler für die Wasserhähne in Bad und Küche – die kleinen Siebe vermindern den Durchfluss um die Hälfte oder mehr. Und eine Zeitschaltuhr ist nützlich, um den Stromverbrauch des Warmwasserboilers zu zügeln. Normalerweise halten die Geräte den ganz Tag 60 Grad warmes Wasser bereit, obwohl man es nur morgens und abends benötigt. Dank der Zeitschaltung springt der Boiler nur zweimal täglich an.

Diese Spartechnik kostet einmalig 50 bis 60 Euro pro Haushalt, weiß Hufgard. Den Einspareffekt beziffert er auf bis zu 120 Euro pro Jahr. In einem Zeitraum von fünf Jahren lassen sich also Einsparungen von 600 Euro erzielen – das Zehnfache des eingesetzten Beitrages.

So etwas nennt man „Investition“. Jedes Unternehmen verhält sich entsprechend. Geschäftsleute investieren Geld, um dadurch in Zukunft einen zusätzlichen Ertrag zu erzielen. Privathaushalte können sich daran ein Beispiel nehmen. Wenn Reinholf Hufgard sein Sparpaket liefert, besteht die Investition nicht einmal in Geld, sondern nur aus Zeit. Denn der Cariteam Energiesparservice in Frankfurt/ Main stellt armen Menschen die Technik kostenlos zur Verfügung, um deren Budget angesichts steigender Energiepreise etwas zu entlasten. Doch auch beim Kauf der Strom- und Wassersparer im Baumarkt kommt man schnell ins finanzielle Plus.

Ähnlich, aber langfristiger ist die Perspektive, die Energieberater wie der Freiburger Architekt Swen Osterloh ihren Kunden bieten. Osterloh berät Wohnungs- und Hausbesitzer, die sich gegen die permanent steigenden Energiekosten wappnen wollen. Auch dabei geht es darum, die heutige Investition und den künftigen Ertrag miteinander zu vergleichen. Wer etwa ein Einfamilienhaus aus dem Baujahr 1970 mit 150 Quadratmeter Wohnfläche energiesparend sanieren will, kann die Kellerdecke, die Fassade und das Dach dämmen, neue Fenster einbauen lassen und das Wasser mit Sonnenenergie erwärmen. Das kostet beispielsweise 35.000 Euro. „Die Finanzierung durch die öffentliche Kfw-Bankengruppe eingerechnet, beträgt die Belastung aus Zins und Tilgung etwa 2.500 Euro pro Jahr, die Einsparung durch geringeren Energieverbrauch rund 1.300 Euro“, überschlägt Osterloh. Abhängig von den Annahmen, die der Investition zugrunde liegen, und dem Ausmaß des weiteren Anstiegs der Energiekosten kann die Rechnung innerhalb weniger Jahre ein Plus ergeben.

Mitunter fährt auch besser, wer einen Hauch investiven Verhaltens bei alltäglichen Kaufentscheidungen praktiziert. Welche Digital-Kamera nehme ich? Die für 99 Euro beim Discounter als Aktionsware verkauft wird? „Unsere Einschätzungen über solche Produkte fallen selten gut aus“, sagt Herbert Noll, Redakteur bei der Zeitschrift Test der Stiftung Warentest in Berlin. Oder eher die Kamera, die 200 Euro kostet? „Preis und Leistung stehen noch immer in einem gewissen Zusammenhang“, so Noll. Schlechte Bilder, Systemfehler der Software: Manche Billigkamera macht den Käufern keine Freude. Im Verlauf der Jahre entpuppen sich die vermeintlichen Schnäppchen als Verlustbringer, weil eine Neuanschaffung fällig wird. Da gilt der Satz, den Test-Redakteur Noll gern zitiert: „Ich habe nicht genug Geld, um mir etwas Billiges zu leisten“.

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