Zurück zu Dumpinglöhnen

Der Vorsitzende des Ifo Instituts, Hans-Werner Sinn, fordert für Flüchtlinge eine Ausnahme vom gesetzlichen Mindestlohn. Warum dieser Vorschlag uns zwangsläufig zu Dumpinglöhnen zurückführt und ein gefundenes Fressen für Pegida und Co. ist.

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29. Okt. 2015 –

Flüchtlinge sollen so schnell wie möglich in Deutschland arbeiten, da sind sich alle einig. Ein fester Job hilft bei der Integration, erspart dem Staat Kosten für Sozialleistungen und gibt den Flüchtlingen eine Perspektive in Deutschland. Doch wie sollen die vielen gering- und unqualifizierten Asylbewerber schnell und nachhaltig in den Arbeitsmarkt integriert werden? Wirtschaftsverbände und Unternehmen fordern, Flüchtlinge aus dem gesetzlichen Mindestlohn auszuklammern. Der Vorschlag ist jedoch Öl in's Feuer von Pegida und Co. und bedeutet Lohndumping auf Kosten der Flüchtlinge.

 

Wenn in Zukunft hunderttausende Asylbewerber für weniger als 8,50 Euro arbeiten, würden deutsche Billiglöhner unterboten und abgedrängt. Der Aufschrei in der Bevölkerung wäre gewaltig. Schon heute skandieren die Massen auf den Demos von Pegida: „Die Flüchtlinge nehmen uns die Jobs weg“.

 

Gleichzeitig würde eine Ausnahme beim Mindestlohn eine Diskriminierung der Asylbewerber bedeuten. Ein Zwei-Klassen-System mit ausgebeuteten Flüchtlingen, die für ein paar Euro die Stunde schuften müssen, während deutsche Arbeitnehmer weiterhin den Mindestlohn erhalten.

 

Ein Argument für Ausnahmeregelungen beim Mindestlohn ist, dass der Lohn von der Produktivität des Arbeitnehmers abhängt. Geringqualifizierte Arbeitskräfte bringen einem Unternehmen weniger Gewinn ein, und bekommen deswegen auch weniger Geld als gelernte Fachkräfte.

 

Doch geht es in der momentanen Debatte meist um Arbeiten im sogenannten Niedriglohnsektor, die keine besonderen Qualifikationen erfordern. Regale im Supermarkt einräumen kann ein syrischer Flüchtling ebenso wie ein Deutscher.

 

Eine Ausnahmeregelung für Flüchtlinge würde bedeuten, den hart erkämpften Mindestlohn durch Lohndumping in ganzen Branchen zu gefährden. Gering qualifizierte Deutsche wären nicht mehr konkurrenzfähig, weil Asylbewerber die gleiche Arbeit für weniger Geld verrichten würden. Das hilft weder deutschen Arbeitnehmern, noch den Flüchtlingen. Gedient wäre damit einzig der Wirtschaft.

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