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Konfliktregion der Zukunft?

Polarregion droht Ausbeutung der Natur

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Von Wolfgang Mulke

29. Aug. 2019 –

Die Klimaforschung ist zwar der wichtigste Grund für das Engagement der Bundesregierung in der Arktis. Doch rund um den Nordpol hat die Bundesregierung auch politisch die Augen auf. Gleich fünf Ministerien sind damit befasst. Es geht um Rohstoffe, die durch eine Eisschmelze absehbar zugänglich werden und um neue Schifffahrtswege, die Transporte zwischen Asien und Europa verkürzen. Es geht auch um wirtschaftliche Chancen, zum Beispiel für deutsche Hersteller von Anlagen für den Abbau der Rohstoffe. Immerhin ein Fünftel der weltweiten Öl- und Gasvorräte werden hier vermutet. Schließlich ist die Region für die Großmächte auch geostrategisch wichtig. China begreift die Arktis mittlerweile als Teil der Seidenstraße. Ein gutes Beispiel für die Bedeutung sind die Überlegungen von US-Präsident Donald Trump, Grönland zu kaufen. Denn unter dem bald tauenden Eis der zu Dänemark gehörenden Insel liegen wertvolle Rohstoffe.

Der Arktische Rat, in dem Russland, USA, Kanada, Norwegen, Dänemark, Island, Schweden und Finnland sowie Vertreter der indigenen Bevölkerung zusammen sitzen, nimmt Deutschland nur einen Beobachterstatus ein. In dieser politischen Runde prallen auch die Gebietsansprüche aufeinander. Kanada, die USA und Russland pochen auf Besitzrechte. Auf der Polarstern spielt das keine Rolle. Aber die Forscher verzichten diplomatisch auf die Erkundung des Meeresbodens. Denn die Ergebnisse könnten von Staaten genutzt werden, ihre Ansprüche zu untermauern, wenn Bodenproben zum Beispiel die Zugehörigkeit des Grundes zu einer Kontinentalplatte beweisen könnten.

US-Außenminister Mike Pompeo hat vor einigen Monaten im Rat Klartext geredet und von einer „Arena der Macht und des Wettbewerbs“ gesprochen. Der für die Auslandsaufklärung zuständige Bundesnachrichtendienst (BND) beobachtet das Geschehen systematisch. „Die zu großen Teilen unbewohnbare Arktis hat das Potenzial zu einer Konfliktregion der Zukunft zu werden“, erklärt der Geheimdienst.

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