Abzocke mit Ökotarnung
Kommentar zum Anlegerschutz von Hannes Koch
08. Aug. 2012 –
Die erneuerbaren Energien in Deutschland sind auch deshalb eine Erfolgsgeschichte, weil viele Bürger ein materielles Interesse an Windrädern, Sonnenzellen und Biogastanks haben. Entweder hoffen sie, Geld zu sparen, wenn sie selbst Strom herstellen. Oder sie investieren, weil sie eine Kapitalrendite erwirtschaften möchten. Wenn letzteres wegen unseriöser Geschäftspraktiken systematisch nicht funktioniert, ist dies auch ein Schaden für die Energiewende.
Allmählich fördern Anlegerschützer eine Botschaft zutage, die man gar nicht glauben mag. Gerade bei den guten Öko-Energien scheint zwielichtiges Geschäftsgebaren weit verbreitet. Vertrauensselig und blind traut man den grünen Managern solchen Frevel nicht zu. Doch nicht wenige sichern sich fantastische Honorare, die mitunter 20 Prozent der Investitionsssumme eines Windparks erreichen. Außerdem erzählen sie den Investoren oft dasselbe Märchen über den Wind, der gerade an ihrem Standort ständig wehe, was er seltsamerweise dann doch nicht tut.
Diese Abzocktechniken sind auf dem grauen Kapitalmarkt der geschlossenen Fonds so verbreitet, weil in der vergleichsweise neuen Branche ein Regulierungsdefizit herrscht. Zwar hat die Bundesregierung in den vergangenen Jahren den Anlegerschutz verbessert. So müssen die Projektierer mittlerweile ihren Kunden so genannte Beipackzettel präsentieren, die zentrale Informationen über den jeweiligen Fonds darstellen. Hier allerdings gibt es noch viel zu tun. Noch immer sind die Informationen zu intransparent. Welche Honorare die Manager beispielsweise bekommen, lässt sich selten schnell erkennen. Zu überlegen ist auch, ob die Finanzaufsicht BaFin die Fonds stärker inhaltlich prüfen sollte als heute.
Die Energiewende hat bisher zu einer gewissen Demokratisierung der Energieproduktion geführt. Damit dieser Prozess weitergeht, muss die Politik die Wirtschaftssubjekte angemessen schützen.