Abzocke statt Darlehen

Hinter Kreditangeboten mit dem Slogan „Schufa-frei“ verbergen sich oft unseriöse Firmen

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29. Okt. 2012 –

Finanzschwache Bürger, die einen „Schufa-freien“ Kredit suchen, geraten mit hoher Wahrscheinlichkeit an Abzocker. Anbietern von Darlehen ohne Bonitätsprüfung geht es in der Regel nicht darum, einen Kredit zu vermitteln. Vielmehr wollen sie ihren Kunden mit unsinnigen Verträgen und angeblichen Gebühren Geld aus der Tasche ziehen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Auskunftei Schufa. „Verbraucher erhalten keine Hilfe, sondern werden abgezockt“, urteilt Unternehmens-Chef Michael Freytag.

 

22 Probanden schickten die Studienmacher ins Rennen. Insgesamt 177 Mal fragten diese bei insgesamt 69 Anbietern von „Schufa-freien“ Krediten nach einem Darlehen. Das gab es in den meisten Fällen nicht. Stattdessen landeten die Tester in teuren Telefon-Hotlines, bekamen sinnlose Beratungs- oder Versicherungsverträge angeboten und sahen sich mit fraglichen Gebührenforderungen konfrontiert. Bei nur zwei Anfragen wäre es tatsächlich zu einer Kreditvergabe gekommen – und das mit extrem hohen Effektivzinsen von bis zu 25,5 Prozent.

 

Rund 400.000 Bürger pro Jahr fallen unseriösen Kreditvermittlern zum Opfer. Das schätzt Studienautor und Schuldnerberater beim Landkreis Main-Spessart Christian Maltry. Um bis zu 2.000 Euro prellten die Betrüger unwissende Klienten. „Die Palette der Rechtsverstöße reicht von Betrug durch Täuschung und Verletzung von Aufklärungspflichten über Wucher bis zu irreführender Werbung“, stellt Hugo Grote, Professor für Wirtschaftsrecht an der Fachhochschule Koblenz, fest. 

 

Die Schufa ist wichtige Informationsquelle etwa für Bankberater, die entscheiden müssen, ob ihre Kunden kreditwürdig sind oder nicht. Daten von rund 66 Millionen Bundesbürgern führt die Auskunftsstelle in ihren Karteien. Das Unternehmen fordert die Bundesregierung nun auf, Verbraucher besser vor Betrügern zu schützen. Die Zulassung von Kreditvermittlern müsse beispielsweise besser geregelt werden. Derzeit sei sie an viel geringere Anforderungen geknüpft als beispielsweise die Zulassung von Finanzanlagevermittlern. 

 

Auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) sieht dringenden Handlungsbedarf. „Die geprellten Kunden kommen dann in die Beratungsstellen, wenn sie mit Geldforderungen konfrontiert werden, obwohl noch gar kein Kredit vermittelt wurde“, erläutert vzbv-Insolvenzexpertin Jana Brockfeld. Erst dann realisierten sie, dass hier etwas nicht stimme. Für Kreditvermittler sollte unter anderem eine Sachkundeprüfung eingeführt werden, denn derzeit kann so ziemlich jeder Kreditvermittler werden. „Voraussetzung ist lediglich, dass man in der Vergangenheit nicht strafrechtlich auffällig gewesen ist“, so Brockfeld. Wenn die Anbieter ihr Wissen unter Beweis stellen müssten, werde sich die Spreu vom Weizen trennen.

 

Finanzklammen Verbrauchern rät Schuldnerberater Christian Maltry, sich an eine seriöse Schuldnerberatung zu wenden: „An irgendeinem Punkt ist ein Kredit keine Lösung mehr, sondern ein zusätzliches Problem.“ Geprellten Kunden rät Maltry, die unberechtigten Gebühren nicht zu zahlen. Das erfordere jedoch Rückrat. Wenn die Kunden die Zahlungen verweigerten, reagierten die Firmen mit teils immensen Drohungen. Den Gang vors Gericht scheuten sie jedoch.

 

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