Ärzte verdienen deutlich mehr

Trotz kräftiger Honorarzuwächse protestieren die Hausärzte / Rösler ermöglicht auch künftig höhere Vergütungen bei Hausarztverträgen

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Von Wolfgang Mulke

15. Sep. 2010 –

Die Einkommen der Ärzte sind in den letzten Jahren überwiegend stark angestiegen. Am besten fuhren Hamburger Mediziner. Zwischen 2007 und 2009 stieg ihr Honoraraufkommen um 24,1 Prozent. Thüringer Praxen konnten 23,6 Prozent, Niedersachsen frei Praktizierenden 20,6 Prozent. Dagegen fielen die Zuwächse in den süddeutschen Ländern Baden-Württemberg mit 3,5 Prozent und Bayern mit 2,6 Prozent vergleichsweise bescheiden aus. Im Bundesdurchschnitt stiegen die Zahlungen der Krankenkassen an die Ärzte um elf Prozent. Dies geht aus der Statistik des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) hervor.

 

Insgesamt gaben die Kassen im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 30,8 Milliarden Euro für die Leistungen der freien Ärzte aus. Allerdings gehören nicht alle Mediziner zu den Gewinnern der letzten Honorarreform. Nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) mussten Orthopäden und Anästhesisten Verluste hinnehmen. Nervenärzte, aber auch die Hausärzte profitierten dagegen stark von der Neuordnung der Vergütung.

 

Trotzdem reißt der Protest der Allgemeinmediziner gegen die Bundesregierung nicht ab. Am Mittwoch gingen tausende Ärzte gegen die Sparpläne von Gesundheitsminister Phillip Rösler auf die Straße. Der Chef des rheinischen Hausärzteverband, Dirk Mecking, sprach gar von einem „Krieg gegen die Hausärzte“.

 

Hintergrund ist das Vorhaben des Ministers, künftige Honorarsteigerungen zu begrenzen. Andernfalls, so befürchtet das Ministerium, würden die Beiträge zur Krankenversicherung über kurz oder lang steigen. Auch sollen die bisher besser vergüteten Leistungen von Ärzten mit Hausarztverträgen künftig in der Regel wie alle anderen ärztlichen Leistungen bezahlt werden. Diese Regelung ist den Verbänden der Mediziner besonders aufgestoßen. Dabei bleibt auch weiterhin eine bessere Bezahlung möglich, wenn der Arzt zugleich an anderen Stelle die Behandlungskosten senkt, zum Beispiel bei den verordneten Medikamenten. Am 22. September soll das Bundeskabinett das Sparpaket im Gesundheitswesen beschließen. Dabei werden dann auch die Pharmaunternehmen und Apotheken in die Pflicht genommen.

 

Der Verband der Ersatzkassen hat für die Proteste keinerlei Verständnis. „Damit verspielen die Hausärzte ihren Ruf bei den Versicherten und schaden dem Image des Arztberufes“, warnt Verbandschef Thomas Ballast. Nach Berechnungen der Ersatzkassen verdient ein durchschnittlicher Hausarzt monatlich 8.300 Euro brutto. Dazu kommen noch Einnahmen aus der Behandlung von Privatpatienten. Die Rechnung geht von den durchschnittlichen Einnahmen einer Hausarztpraxis in Höhe von 206.368 Euro im Jahr 2009 aus. Nach Abzug der Betriebskosten von mehr als der Hälfte der Einnahmen bleiben danach knapp 100.000 Euro beim Arzt hängen. Kritik kommt auch vom GKV-Spitzenverband. „Kranken Menschen vor verschlossenen Türen stehen zu lassen. Ist das falsche Mittel, Eigeninteressen durchzusetzen“, kritisierte Vorstandschef Johann-Magnus von Stackelberg die Schließung einiger Praxen aus Protest.

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