Alarmsignal

Kommentar

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Von Wolfgang Mulke

13. Dez. 2012 –

Die Mittelschicht als stärkste Säule der Gesellschaft bricht nach und nach weg. Auch die gute Beschäftigungslage und die kräftigen Lohnzuwächse der letzten Zeit haben den schon länger anhaltenden Trend nicht gebrochen. Das ist aus verschiedenen Gründen ein Alarmsignal. Die Haushalte mit mehr oder minder durchschnittlichem Wohlstand sorgen für die Stabilität im Lande. Zerbröselt dieser Block, zerfällt die Gesellschaft in ein Oben und ein Unten. Man könnte auch sagen, das alte Klassenmodell mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern entfaltet sich wieder. Der soziale Friede steht damit auf dem Spiel.


Auch versagt die soziale Marktwirtschaft, wenn sie nicht für eine gleichmäßige – nicht gleiche – Verteilung des erwirtschafteten Volksvermögens sorgen kann. Und die meisten Bürger verbinden dies auch mit dem Begriff Gerechtigkeit. Der Eindruck, es gehe gerecht zu in Deutschland, ist vielen Bürgern jedoch schon längst abhanden gekommen. Die Nachrichten vermitteln ein anderes Bild: Die Reichen greifen ungeniert zu, wenn es etwas zu holen gibt. Die Armen sollen weiter sparen,weil der Staat kein Geld mehr hat. Die jüngsten Zahlen zur Einkommens- und Vermögensverteilung bestätigen die Vermutung, dass die soziale Spaltung zunimmt.


Die Anzeichen für eine bedenkliche Entwicklung sind nicht mehr zu übersehen, auch wenn der Mittelstand nach wie vor sehr stark ist. Daher ist eine Debatte über die künftige Gestaltung der Gesellschaft fällig. Es geht um mehr Durchlässigkeit von unten nach oben. Leistung muss belohnt werden, nicht die Arbeit des Vermögens Weniger. Es sind Ideen gefragt, die allen ein materiell auskömmliches Dasein ermöglichen, ohne dass der Sozialstaat über die Maßen geplündert wird. Ohne zwei Grundlagen wird aber kein Konzept fruchten. Die Wohlhabenden und Gutverdiener müssen stärker an der Finanzierung des Gemeinwohls beteiligt werden. Und es bedarf einer neuen und breiten Übereinkunft, dass die soziale Marktwirtschaft mit neuem Leben erfüllt werden soll.

 






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