Alles kann bald Internet

Elektronikbranche hofft auf Schub durch die IFA / Krise macht sich in rückläufigen Umsätzen bemerkbar

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Von Wolfgang Mulke

29. Aug. 2012 –

Der Höhepunkt des Jahres für manchen Technikfan naht. An diesem Freitag öffnet in Berlin die Internationale Funkausstellung (IFA) ihre Pforten für die Besucher. Ein erstes Glanzlicht für die meisten Fernsehzuschauer steht schon fest. Die TV-Anstalten, private und öffentlich-rechtliche, wollen mit Beginn der Messe ein stetes Ärgernis beseitigen. Werbeblöcke werden künftig nicht mehr laut dröhnend in die Ohren dringen. Die Sender haben sich darauf verständigt, Reklame in der selben Lautstärke auszustrahlen wie das Programm, das sie umgibt. Eine Hintertür lässt sich die Werbewirtschaft allerdings offen, wie aus einer Mitteilung des Zentralverbands der Branche hervorgeht. „Die Klangdynamik innerhalb eines Sendebeitrags bleibt dabei als elementares

 

Gestaltungsmerkmal erhalten“, heißt es darin. Auf gut deutsch kann es innerhalb eines Spots also laut werden.

 

Doch sonst geht es vor allem um Neuheiten und ums Geschäft. Die Ifa ist eine der wichtigsten Ordermessen für die Hersteller von Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte. Verträge im Gesamtwert von 3,7 Milliarden Euro wurden in den Messehallen unter dem Funkturm im vergangenen Jahr abgeschlossen. An Premieren herrscht auch in diesem Jahr kein Mangel, wenngleich es keine bahnbrechenden Entwicklungen wie mit dem Farbfernsehen oder den ersten Flachbildgeräte zu bestaunen gibt. „Mehr denn je fokussiert die Industrie ihre Innovationen und Produkteinführungen auf die IFA“, sagt der Chef der Messegesellschaft, Christian Göke.


Doch zufrieden ist die Branche nur zum Teil. Denn nur in Deutschland läuft das Geschäft prächtig. Zehn Millionen Flachbildfernseher werden in diesem Jahr wohl hierzulande verkauft. Ein Rekordwert. Dabei gibt es zwei Trends zu vermerken. Der erste ist die wachsende Zahl von Geräten, die zugleich TV-Bilder und Internetseiten liefern können. Der zweite ist die Weiterentwicklung der so genannten organischen Leuchtdioden (OLED) als Monitortechnologie. Wurden die ein extrem brillantes Bild gebenden, superflachen OELD bislang nur bei Smart Phones oder Tablets eingesetzt, zeigen einige Hersteller auf der IFA auch Großbildfernseher mit dieser Technik. Für den kleinen Geldbeutel bleiben diese Empfänger allerdings noch in weiter Ferne. Denn sie kosten noch einige Tausend Euro.


Doch die Geschäfte laufen nur in Deutschland gut. Nach Berechnungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) gingen die Umsätze in den sechs größten europäischen Ländern im ersten Halbjahr um zehn Prozent zurück. So sprechen auch die IFA-Veranstalter von einem „schwierigen Marktumfeld“ aufgrund der Schuldenkrise. Trotzdem ist die Messe wieder ausgebucht. 1.439 Aussteller haben sich angemeldet.


Nicht nur die Konjunktur macht einigen Herstellern einen Strich durch die Rechnung. Auch die Konkurrenz aus dem eigenen Lager sorgt in manchen Sparten für lange Gesichter. So sind normale Handys ohne Internetzugang zumindest in den entwickelten Staaten Ladenhüter. Gekauft werden fast nur noch Smartphones, die das Surfen unterwegs ermöglichen. Weltweit erwartet die GfK in diesem Jahr den Verkauf von 650 Millionen internetfähigen Handys. Da diese Geräte mittlerweile auch Musik speichern und Fotos machen können, brauchen die Besitzer keine gesonderten mp3-Player mehr und verzichten auf Kameras im unteren Preissegment.


Die Vernetzung von klassischer Unterhaltungselektronik, Telekommunikation und Internet schreitet auf der IFA weiter voran. Bald wird es nach Einschätzung der Branchenexperten kaum noch Geräte geben, die nicht internetfähig sind. So ist es zum Beispiel möglich, den Anfang eines Films auf dem Fernseher, das Ende auf dem Tabletcomputer im Garten zu sehen.


Bei der ebenfalls auf der Messe vertretenen Haushaltselektronik ist die Entwicklung weniger spektakulär. Für die Entwickler neuer Waschmaschinen oder Kühlschränke steht vor allem der Strom- und Wasserverbrauch im Zentrum der Überlegungen. So kommen immer effizientere Geräte auf den Markt, die teilweise die Bestnote A+++ noch übertreffen.

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