Alte Verträge sind gute Verträge
Verzinsung von Lebensversicherungen mag armselig aussehen – Kündigung sollte man sich aber gut überlegen
23. Okt. 2012 –
Manche Bundesbürger, die sich früher über finanzielle Dinge keine Sorgen machten, blicken mittlerweile beunruhigt in Richtung Rente. Das liegt nicht nur an der politischen Debatte über die Altersarmut. Auch der individuelle Blick auf den jährlichen Kontoauszug der Kapitallebensversicherung kann das Fürchten lehren. Denn seit einigen Jahren sinken die Zinsen - und damit auch der Zuwachs der Beträge, die zu Beginn des Ruhestandes ausgezahlt werden.
Nach Sparbuch und Rentenversicherung ist die Kapitallebensversicherung die beliebteste Geldanlageform in Deutschland. Etwa 60 Prozent der Bundesbürger haben einen derartigen Vertrag unterschrieben, manche so gar zwei.
Doch die Erträge waren schon mal höher. In den 1980er und 1990er Jahren versprachen die Versicherungen ihren Kunden eine Gesamtverzinsung von sechs bis sieben Prozent. Heute dagegen „liegt das Niveau der Gesamtverzinsung bei etwa vier bis 4,5 Prozent“, sagt Peter Schwark vom Verband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Und er fügt hinzu: „Möglicherweise wird es vorerst noch weiter absinken.“
Einige Experten schildern die tatsächliche Lage noch etwas trister. Die Ratingagentur Assekurata kam unlängst zu dem Ergebnis, dass die Lebensversicherer 2012 erstmals weniger als vier Prozent Zinsen im Durchschnitt zahlten.
Ein Rechenbeispiel zeigt, um welche Summen es gehen kann. Eine monatliche Einzahlung von 100 Euro über 15 Jahre mit fünf Prozent Zinsen bringt am Ende 26.596 Euro. Bei drei Prozent sind es 22.681 Euro. Verlust zu Lasten des Versicherten: knapp 4.000 Euro.
Damit nicht genug. Wer seinen Vertrag seriös durchrechnen und prüfen lässt, muss nicht selten feststellen, dass er noch weniger Ertrag erwirtschaftet. Die reale Verzinsung kann dann im Umkreis von einem mageren Prozent liegen, berichtete die Zeitschrift Test kürzlich. Ein Grund: Die Versicherungsunternehmen ziehen von den eingezahlten Beiträgen der Versicherten unter anderem Abschluss- und Verwaltungskosten ab. Im Ergebnis verlieren Kunden mit solchen Verträgen Geld, denn die Rendite liegt unter der Inflationsrate, die die Kaufkraft des angesparten Vermögens permanent vermindert.
Um solche Schlappen zu vermeiden, ist es ratsam, sich die Versicherung, der man sein Geld anvertraut, sorgfältig auszusuchen. Aber auch kundenfreundliche Unternehmen können keine höheren Renditen zahlen, als der Markt erlaubt. Die Finanz- und Eurokrise hat ins Kontor geschlagen. Kapitalanleger weltweit verloren hunderte Milliarden Euro.
Was macht man in dieser Situation? Den Vertrag der Lebensversicherung kündigen? „Bei alten Verträgen lautet der bessere Rat: Drinbleiben,“ sagt Theo Pischke, Redakteur der Zeitschrift Finanztest. Seine Begründung: Die Versicherten profitieren weiterhin von den vergleichsweise guten Renditen und Vermögen, die in den vergangenen Jahrzehnten erwirtschaftet wurden. Hinzu komme, dass die Kunden bei solchen Verträgen einen großen Teil der Kosten bereits bezahlt hätten.
Bei neuen Verträgen, die erst in den vergangenen Jahren abgeschlossen wurden, mag die Sache aber anders aussehen. „Wenn man aussteigen will, sollte man es schnell tun,“ sagt Pischke. So könne man den niedrigen Zinsen entkommen, bevor die Versicherung die vollen Abschlusskosten mit den eingegangen Beiträgen verrechnet habe. Allerdings muss man sich fragen: Kann ich anderswo eine bessere Rendite erzielen?
Außerdem gibt es die Möglichkeit, den Vertrag der Lebensversicherung zu verkaufen. Die Überschrift eines Artikels der Zeitschrift Finanztest zum Thema freilich lautete: „Selten ein gutes Geschäft“. Wer diese Option trotzdem wählt, sollte sich sofort die komplette Verkaufssumme auszahlen lassen und nicht auf eine Ratenzahlung vertrauen.
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Kapitallebensversicherung
Ein solcher Vertrag dient meist zwei Zwecken. Erstens spart man beispielsweise über 30 Jahre jeden Monat ein paar hundert Euro an, um nach Ende der Berufstätigkeit eine zusätzliche Privatrente zur Verfügung zu haben. Zweitens sind im Falle des Todes des Versicherten auch Hinterbliebene anspruchsberechtigt.
Die Rendite Ihres Vertrages können sie mit einem Formular berechnen, dass Sie hier finden:
www.test.de/Lebensversicherung-Fortfuehren-kuendigen-oder-stilllegen-1159371-0/