Angetreten!

Zur Wehrpflichtdebatte

Teilen!

Von Björn Hartmann

20. Dez. 2023 –

Russlands Angriff auf die Ukraine hat die deutsche Politik aufgerüttelt. Die Bundeswehr ist nicht verteidigungsfähig. Sie braucht Material und vor allem Personal. Da klingt es natürlich einfach, die Wehrpflicht wieder einzuführen und alle ab 18 Jahren für eine Grundausbildung einzuziehen. Masse soll es richten. Richtig ist das nicht.

Die jungen Menschen werden den Unternehmen fehlen. Einer der Gründe für das Ende des verpflichtenden Grundwehrdienstes war, das deutsche Jugendliche im europäischen Vergleich sehr spät auf den Arbeitsmarkt kamen – wegen langer Schulzeit und wegen des Wehrdienstes.

Für die Bundeswehr nützt es auch nichts, Leute einzuziehen, die völlig unmotiviert sind. Einmal bei der Truppe wird es nicht besser. Als es die verpflichtende Grundausbildung noch gab, haben Rekruten aus Langeweile jeden zweiten Tag das Öl bei Lastwagen gewechselt, Gedichte auswendig gelernt und mehrfach täglich die Stube geputzt. Erst 18, dann 15, dann zwölf Monate lang. Für den späteren Lebensweg liefert das vor allem reichlich Stoff für absurde Anekdoten.

2011 setzte  die Koalition aus Union und FDP auf Betreiben von Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), damals Verteidigungsminister, die Wehrpflicht für den Friedensfall aus. Die Bundeswehr sollte zu einer Freiwilligenarmee werden – zu einem Berufsheer mit allen Qualitäten und Soldaten, die gut ausgebildet, gut ausgestattet und motiviert sind und auch vernünftig bezahlt werden. Klasse statt Masse. Eine grundsätzlich richtige Idee, die andere Länder auch verfolgen. Dass es nicht gelungen ist, sie umzusetzen, hat nichts mit allgemeiner Wehrpflicht, aber viel mit politischem Rückhalt zu tun. Also: Angetreten, Bundesregierung!

« Zurück | Nachrichten »