Anlegern entgehen Milliarden

Verbraucherschützer mahnen bessere Aufsicht für Anlageprodukte an

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Von Wolfgang Mulke

05. Feb. 2010 –

Durch eine bessere Finanzaufsicht könnten deutsche Anleger jährlich rund 20 Milliarden Euro mehr Vermögenszuwachs erzielen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv). Bei einer besseren Beratung der Sparer würden die Renditen der Geldanlagen vorsichtig geschätzt einen halben Prozentpunkt besser ausfallen, erklärte vzbv-Chef Gerd Billen. Bei einem Gesamtvermögen von 4,5 Billionen Euro summiere sich der Nachteil auf den Milliardenbetrag.

 

Kurz vor einem Spitzentreffen der Finanzpolitiker der Koalition fordert der Verband eine Neuordnung der Finanzaufsicht. Künftig sollen auch Verbraucherbelange von den Behörden wahrgenommen werden. „Die Formel lautet: Bessere Aufsicht, weniger Verluste, mehr aufs Konto“, sagte Billen. Trotz gegenteiliger Zusagen aus der Union habe sich organisatorisch noch nichts getan, um den Anlegerschutz zu verbessern.

 

Konkret verlangt der Verband, dass der Verbraucherschutz gesetzlich als Ziel der Finanzaufsicht verankert wird. Dies müsse ein eigenständiger Bereich des Aufsichtsamts werden. Außerdem soll ein Beschwerdeverfahren eingerichtet werden. Dann könnten Verbraucherorganisationen Fehlentwicklungen melden und die Behörden so zum Einschreiten zwingen.

Der vzbv will außerdem eine starke Kontrolle der angebotenen Finanzprodukte. Diese Art TÜV soll keine einzelnen Angebote prüfen, sondern Produktgruppen im Auge behalten. Zertifikate wären zum Beispiel ein generelles Prüfthema. Bestimmte Konstruktionen oder Vertriebsmodelle könnten dann verboten werden. Die umstrittenen Zertifikate will der Verband zum Beispiel nur für professionelle Händler freigeben. Privatleute haben mit diesen komplizierten Papieren durch die Finanzkrise viel Geld verloren. Schließlich fordern die Verbraucherschützer eine Kontrolle aller Anlageprodukte, also auch die des so genannten Grauen Kapitalmarkts.

 

Von der Bundesregierung sind die Verbraucherzentralen enttäuscht. Im vergangenen Jahr versprachen Spitzenpolitiker, allen voran Kanzlerin Angela Merkel, mehr Kontrolle und Transparenz auf dem Markt für private Kapitalanlagen. Davon ist zurzeit nicht mehr die Rede. „Ich höre aus den Fraktionen gar nichts“, kritisiert Billen. Lediglich das Verbraucherministerium arbeite an Verbesserungen, zum Beispiel durch das Protokoll von Beratungsgesprächen oder die Entwicklung eines leicht verständlichen Beipackzettels für Geldanlagen. Letzteres hat nur eine Bank konsequent umgesetzt. Deshalb verlangt der vzbv, dass die leicht verständliche Darstellung von Chancen und Risiken vorgeschrieben wird. Schließlich stehe auch auf jedem Joghurt, was drin ist, verweist Billen auf die Kennzeichnungspflichten in anderen Branchen.

 

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