Auf der Jagd nach falschem Käse

Vor allem Gastwirte und Imbissbesitzer tricksen mit billigem Analog-Käse/ Gäste sollten im Zweifelsfall nachfragen

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02. Jun. 2009 –

Winzig kleine Pralinen in extra großen Schachteln oder mit Luft vollgeblasene Chipstüten: Immer wieder geraten Mogelpackungen ins Visier der Verbraucherschützer. Seit kurzem ist eine weitere Schummelei buchstäblich in aller Munde: Analog-Käse. Also ein Käse der gar kein richtiger ist, sondern aus Pflanzenfett, Eiweißpulver und weiteren Zutaten besteht. Diesmal tricksen nicht die Lebensmittelproduzenten, sondern Betreiber von Restaurants und Imbissbuden, die mit dem "Käse" kochen. So ergaben Kontrollen, dass manch ein listiger Wirt seinen Gästen ein billiges Imitat anstelle von teuerem Feta unter den Salat mischte oder anstatt Büffelmozzarella eigentlich nur Pseudokäse als Pizzabelag servierte. Verbraucher können so einen Betrug nur schwer erkennen.

Eins vorab: Pseudokäse zu verwenden, ist nicht verboten. Ob griechischer Feta oder italienischer Parmesan - die unterschiedlichsten Käsesorten lassen sich mit moderner Technologie künstlich und preiswert nachahmen: "In Kunstkäse steckt oft Palmöl, das wird auch im Biodiesel verwendet", erklärt Jörg Rau vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Stuttgart. Das Öl sei zwar billig, aber deswegen kein schlechtes Produkt. "Die Käseimitate sind nicht ungesund", pflichtet Christiane Manthey von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg bei.

Verboten ist es jedoch, den falschen Käse als "Käse" anzupreisen. Nicht einmal Analog- oder Pseudo-Käse darf auf der Speisekarte stehen, sondern beispielsweise "Erzeugnis aus Magermilch und Pflanzenfett".

Doch die zungenbrecherischen "Bandwurmsätzchen" sind einigen Wirten offenbar zu umständlich. Ganz clever versuchen manche Gastronomen, die langatmige und sicher nicht gerade Appetit anregende Bezeichnung in winzigen Fußnoten zu verstecken. Das ist aber nicht erlaubt.

Schon seit längerer Zeit wissen Untersuchungsämter um die Probleme bei der Kennzeichnung der Imitate. Seit 2002 sind die Lebensmittelkontrolleure vom CVUA Stuttgart auf der Jagd nach bedenklich scheinenden Produkten. Anfänglich hatten sie dabei allein die "weißen" Imitate im Visier, also Erzeugnisse, die Feta, Schafskäse oder Weichkäse aus Kuhmilch ähneln. Mittlerweile prüfen sie auch die "gelben" Erzeugnisse, die wie geriebener Gouda oder geriebener Emmentaler aussehen. Diese geraten jedoch seltener in Verdacht.

Im Gegensatz zu den Experten können Konsumenten nur schwer und in einigen Fällen überhaupt nicht erkennen, ob echter oder falscher Käse im Essen steckt: "Bei den ,weißen' Produkten kann der Verbraucher eher schmecken, ob er einen echten Feta oder ein fades Imitat auf dem Teller hat", erklärt Chemiker Rau. Auch im Aussehen unterscheiden sich falscher und echter Weißkäse. Die typischen Bruchlöcher oder Risse fehlen beim Imitat. Ein Wermutstropfen bleibt: In geriebenem Zustand kann man die fehlenden Risse oder Bruchlöcher nicht erkennen. Bei der zweiten Sorte fällt der Vergleich schwerer: "Zwischen einem ,gelben' Imitat und einem gereiften milden Käse gibt es sensorisch keinen großen Unterschied", sagt Rau, "hier wird oft ein geringer Anteil echter Käse beigemischt - der gibt den Geschmack."

Restaurantgängern, die sich nicht sicher sind, ob ihnen echter oder falscher Käse aufgetischt wird, empfiehlt das Ernährungsministerium Baden-Württemberg, den Wirt direkt anzusprechen und sich die Verpackung zeigen zu lassen. Steht in der Zutatenliste Pflanzenfett, handelt es sich nicht um echten Käse. Erst wenn Kunden mit ihren Fragen nicht vorankämen, sei es ratsam, die zuständige Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt zu informieren.

Experte Rau zufolge ist die Wissbegierde der Gäste durchaus effektiv. "Wenn 30 Gäste hintereinander ihren Wirt nach dem Käse im Salat fragen, hat der bestimmt keine Lust mehr, ein Imitat anzubieten."




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