Autofahrer meiden Biosprit

Auch mehr als ein Jahr nach der Einführung von E10 werden technische Problem mit dem Motor befürchtet / Verband fordert mehr Aufklärung

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Von Wolfgang Mulke

18. Jun. 2012 –

Auch 13 Monate nach der Einführung des E10-Benzins machen Autofahrer darum lieber einen großen Bogen. Der Marktanteil des Superkraftstoffs mit einer zehnprozentigen Beimischung von Bioethanol liegt derzeit nur bei 13 Prozent. „Es herrschen ganz überwiegend Zweifel an der Tauglichkeit“, sagt der Geschäftsführer des Bundesverbands der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDB), Dietrich Klein.


Eine Studie im Auftrag des Verbands brachte den bescheidenen Erfolg des anfangs von vielen Autofahrern regelrecht boykottierten Gemischs. Zwar ist der Anteil der Befragten, die schon einmal E10 in den Tank gelassen haben, mittlerweile auf ein Drittel angestiegen. Doch zwei Drittel der Autofahrer zweifeln immer noch daran, dass ihr Fahrzeugmotor mit dem Biospritanteil zurecht kommt. Der BDB sieht noch gravierende Kenntnisdefizite bei den Haltern. „Notwendig ist, dass die Autofahrer an den Tankstellen und in den Werkstätten informiert werden“, fordert Klein. Tatsächlich vertragen nur wenige Modelle die Beimischung des Ethanols nicht. Etwa zehn Prozent der mit Benzin betriebenen Motoren kommen mit E10 nicht klar.


Autofahrer, die an der Zapfsäule zum Gemisch greifen, tun die weniger aus Überzeugung, denn aus finanziellen Gründen. Acht von zehn Befragte nannten den günstigeren Preis als ausschlaggebendes Motiv. Immer jeder achte dachte dabei auch an die Umwelt. Denn mit der Spritmischung kann der Ausstoß des klimaschädlichen Treibhausgases CO2 verringert werden. Laut BDB wurden 2011 die Abgase von rund einer Million Pkw eingespart.


Lange werden sich auch die Kritiker kaum mehr gegen Bioethanol in ihrem Tank wehren können. 2015 läuft zwar die Pflicht zur Beimischung aus. Doch dafür werden die Treibstoffhersteller zu einer verstärkten Senkung der CO2-Emissionen verdonnert. Ende des Jahrzehnts müssen sie sechs Mal so viel Klimagas einsparen wie im vergangenen Jahr. Das wird nur durch eine verstärkte Verwendung von Biosprit gehen. „Die Automobilindustrie spricht mit uns bereits über E20 und E25“, berichtet Klein. Die Zahl steht jeweils für die dem herkömmlichen Benzin beigemischte Menge Ökokraftstoff.


Doch erst einmal muss sich E10 am Markt durchsetzen. Trotz der geringen Akzeptanz ist der BDB mit der Entwicklung zufrieden. Im Vergleich zur Einführung des bleifreien Benzins 1986 setzt sich der Biosprit geradezu schnell durch. Bleifreier Kraftstoff kam damals zwei Jahre nach dem Start nur auf zehn Prozent Marktanteil und hat sich erst nach zehn Jahren als Standardkraftstoff etabliert..

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