Bahnbilanz mit Licht und Schatten

Züge sind so voll wie noch nie und der Gewinn steigt deutlich an / Ab April sollen drei von vier Fernverkehrsfahrten mit Ökostrom betrieben werden.

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Von Wolfgang Mulke

21. Mär. 2013 –

Den Winterverkehr hat die Deutsche Bahn in diesem Jahr fast reibungslos über die Bühne gebracht. Während Flüge ausfielen und Autofahrer im Stau steckten rollte Züge zwar verspätet, aber immerhin zuverlässig durch das Land. „Wir sind hier ein gutes Stück vorangekommen“, stellt Bahnchef Rüdiger Grube fest. Aber die Bahn müsse noch besser werden. Das bedeutet Investitionen in den Service und die Betriebsqualität, die der Vorstand im Auge hat.


Das Geld dafür ist auch vorhanden. Im vergangenen Jahr hat die Bahn fast 1,5 Milliarden Euro Gewinn gemacht, 150 Millionen mehr als 2011. „Noch nie hatten wir so viele Fahrgäste in den Zügen“, sagt Grube. 49 Millionen Passagiere mehr nutzten die Nah- und Fernverkehrsverbindungen, fast zwei Milliarden waren es insgesamt. Der Konzern ist auch zufrieden, weil mittlerweile wieder alle Geschäftsbereich schwarze Zahlen schreiben. Selbst im krisengebeutelten Güterverkehr hat die Bahn die Wende geschafft.


Der Vorstand verteidigt den hohen Gewinn. „Wir sind nicht auf maßlose Rendite aus“, versichert Grube. Vielmehr werde der Überschuss für Investitionen benötigt. Allein in den nächsten fünf Jahren will die Bahn 50 Milliarden Euro ausgeben. Ein großer Teil davon wird für die Anschaffung neuer Züge benötigt. Enthalten sind in diesem Betrag allerdings auch staatliche Zuschüsse für die Instandhaltung des Netzes. Von den 2012 investierten gut acht Milliarden Euro kamen mehr als die Hälfte aus der Staatskasse. Im Gegenzug überweist die Bahn aus dem Gewinn eine Dividende in Höhe von 500 Millionen Euro an den Finanzminister. Dazu zahlt der Konzern noch rund 200 Millionen Euro an Steuern.


Die Geschäfte laufen auch nicht überall reibungslos. Bei den Ausschreibungen im Regionalverkehr geht die Bahn immer häufiger leer aus. Im vergangenen Jahr konnte der Konzern nur noch etwas mehr als die Hälfte der Aufträge an Land ziehen. Andere Bahnen seien mit zum Teil drastisch abgesenkten Preisen angetreten, erläutert Vorstand Ulrich Homburg. Nun überlegt der Konzern, wie er in dem lukrativen Geschäft weiter mithalten kann. Für Homburg selbst hatte der mangelnde Erfolg bei Ausschreibungen direkte Folgen, da ein Teil der Managervergütung von erreichten Zielen abhängt und die sahen vor, dass sieben von zehn Geboten erfolgreich sein sollen. Doch mit 1,4 Millionen Euro Jahressalär wird Homburg kaum wirtschaftliche Not erleiden. Sein Chef Grube erhielt mit 2,6 Millionen Euro deutlich mehr.


Wenig beeindruckend ist auch die hohe Verschuldung der Bahn. Das Unternehmen steht mit 16,4 Milliarden Euro in der Kreide. Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern, denn der Konzern will lieber investieren als Schulden abbauen. Angesichts der niedrigen Zinssätze, zu denen sich die Bahn auf den Finanzmärkten Kapital verschaffen kann, ist diese Strategie nachvollziehbar.


Bis zum Ende des Jahrzehnts hat sich Grube viel vorgenommen. 2020 soll die Bahn zum Beispiel klimaneutral unterwegs sein. Der Anfang ist gemacht. „Ab 1. April wird unser Fernverkehr grün“, verspricht der Bahnchef. 75 Prozent der Fahrten im Fernverkehr werden mit erneuerbaren Energien betrieben. Zum Einsatz kommt in erster Linie Wasserkraft. Entsprechend Strommengen hat der Konzern bei den Versorger RWE und E.ON bereits eingekauft. Der Fahrpreis soll trotz der höheren Preise für Ökostrom gleich bleiben. Die Kosten sollen durch eine höhere Nachfrage nach Zugtickets durch umweltbewusste Kunden wieder herein kommen.


Kritik muss sich Grube vom Bündnis „Bahn für alle“ gefallen lassen. Die Bahn investiert nach Ansicht der Kritiker nicht genug in Bahnhöfe, ins Schienennetz oder in Züge. Auch verliere die Bahn mit ihren Beteiligungen im Ausland viel Geld. Den Gewinn hält das Bündnis für trügerisch, weil er nur durch milliardenschwere staatliche Unterstützungsleistungen zustande komme.

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