Bahnfahren wird wieder einmal teurer

Konzern erhöht die Fahrpreise um durchschnittlich 2.8 Prozent / Profi-Mitfahrer sollen ausgebremst werden

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Von Wolfgang Mulke

25. Sep. 2012 –

Mit dem Fahrplanwechsel am 9. Dezember steigen bei der Deutschen Bahn die Preise. Im Durchschnitt müssen die Fahrgäste 2,8 Prozent mehr für die Tickets im Fernverkehr und bei Regionalbahnen bezahlen. Die Verkehrsverbünde sind davon nicht betroffen. Fernverkehrsvorstand Ulrich Homburg begründet die abermalige Erhöhung mit gestiegenen Energie- und Dieselkosten sowie den notwendigen Investitionen in neue Züge. „Wir erhöhen die Fahrpreise moderater als die anderen europäischen Bahnen“, verteidigt der Vorstand die Entscheidung.


Doch zunächst die positiven Nachrichten. Die Sparpreise für die einfache Fahrt in der zweiten Klasse zum Preis von 29 Euro innerhalb Deutschlands und 39 Euro für Reisen in Europa bleiben erhalten. Auch bei der Bahncard (BC) sind Verbesserungen geplant, wenngleich noch nicht abschließend entschieden. Wenn eine Einigung mit den Nahverkehrsverbünden gelingt, dürfen Bahncard-Besitzer ab Dezember kostenlos mit öffentlichen Bussen oder Bahnen zu ihrem Abfahrtsbahnhof fahren. Bislang gilt diese Regelung nur am Zielort.


Eine Entscheidung darüber stehe bevor, heißt es aus dem Konzern. Davon hängt auch der künftige Preis der Bahncard ab. Die BC 25 wird ohne den zusätzlichen Service künftig 60 Euro (1.Klasse: 122 Euro) kosten, einen Euro mehr als bisher. Die BC 50 verteuert sich um sieben Euro auf 247 Euro (496 Euro). Sollte es die Freifahrten am Startort geben, schlägt die Bahn bei den Karten noch ein bis zwei Euro drauf. „Der Aufpreis ist akzeptabel“, urteilt der Verkehrsclub Deutschland (VCD). Die Bahncard müsse aber noch weiter zu einer echten Mobilitätskarte ausgebaut werden, die auch von anderen Bahnunternehmen akzeptiert wird.


Einzelne Fahrten in Fern- oder Regionalverkehrszügen verteuern sich um vergleichsweise kleine Beträge, wie einzelne Beispiele zeigen. Für die Tour von Frankfurt nach Mannheim verlangt der Konzern künftig 28 Euro, einen Euro mehr als bisher. Ein Ticket für die Reise von Stuttgart nach München kostet mit 55 Euro ebenfalls einen Euro mehr. Der Höchstpreis auf innerdeutschen Strecken wird um vier Euro teurer und beträgt dann 139 Euro. Das wäre der Preis für die Fahrt von München nach Hamburg. Im Nahverkehr erhöhen sich die Ticketgebühren meist um weniger als einen Euro.


Auch Pendler müssen tiefer in die Tasche greifen. Für Zeitkarten berechnet die Bahn im Durchschnitt 2,8 Prozent mehr. Ebenso erhöhen sich die Preise für Länder-Tickets oder die „Schöne-Wochenend-Tickets“, die in den meisten Bundesländern um einen oder zwei Euro mehr kosten werden. Dem Missbrauch von Tickets, mit denen die Inhaber mehrere andere Fahrgäste kostenlos mitnehmen können, soll abgestellt werden. Künftig gelten diese Karten statt für zusätzlich vier Personen nur noch für einen Erwachsenen und drei Kinder. Aufgrund der bisherigen Regelung hat sich auf beliebten Routen ein regelrechter Graumarkt für die Mitfahrertickets entwickelt.


Der VCD sieht die neuerliche Preisrunde kritisch. Die Bahn verzeichne in diesem Jahr ein kräftiges Umsatzplus und steigende Fahrgastzahlen. Dies müsste eigentlich ausreichen, um die gestiegenen Energiekosten auszugleichen, glaubt VDC-Chef Michael Ziesak. Statt die Kunden am Erfolg teilhaben zu lassen, bitte sie der Konzern nun erneut zur Kasse. Tatsächlich verläuft das Jahr für die Bahn ungewöhnlich gut. Im ersten Halbjahr stieg die Zahl der Passagiere im Fernverkehr um mehr als fünf Prozent an. Auch im Nahverkehr konnte der Konzern noch zulegen. Dabei profitiert das Unternehmen wohl auch von den stark gestiegenen Benzinpreisen, die manchen Autofahrer von der Straße auf die Schiene umsteigen lassen.


Die großen Probleme im Fernverkehr konnte die Bahn noch immer nicht lösen. Es fehlen immer noch viele von den Herstellern längst versprochene Züge. Die Situation soll sich jedoch wenigstens etwas entspannen. Im Dezember soll Siemens vier neue ICE-Doppelzüge ausliefern. Aus Vorsicht hat Homburg sie noch nicht in den regulären Fahrplan aufgenommen. Aber immerhin stehen damit zusätzliche Reservezüge bereit. In einigen Tagen präsentiert die Bahn auch die ersten rundumerneuerten alten ICE-Züge, die nach und nach in den Verkehr aufgenommen werden. Mit dem Austausch der Achsen am ICE sind Hersteller und Bahn bisher nicht weitergekommen. Es fehlt an vom Eisenbahnbundesamt zugelassenen Bauteilen. So müssen die vorhandenen Züge weiterhin in kurzen Abständen zur Überprüfung ins Werk gefahren werden und fehlen dadurch häufig auf der Strecke.




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