Bahnfahrer sind erstaunlich zufrieden

Testkunden monieren vor allem unsaubere Toiletten und fehlende Informationen

Teilen!

Von Wolfgang Mulke

29. Nov. 2011 –

Die Kunden der Deutschen Bahn sind mit den Leistungen des Unternehmens in diesem Jahr weitgehend zufrieden. Das ergab der seit zehn Jahren regelmäßig erhobene Bahntest des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). „Je häufiger man fährt, desto besser ist der Eindruck“, stellt der VCD-Bundesvorsitzende Michael Ziesak fest. Der Verein hat diesmal rund 1.400 Fahrgäste zu ihren Erfahrungen an den Bahnhöfen, in den Zügen und mit dem Personal befragt.


Die Kritiker der Bahn räumen Fortschritte bei Qualität und Service ein. Die schlechteste Schulnote erteilten die Fahrgäste den Informationen im Zug über Verspätungen mit einer 3,2 und einer glatten drei für zu schmutzige Toiletten. Hier fielen besonders die Intercity/Eurocity-Züge (IC/EC) negativ auf. Nicht einmal jede zweite Toilette in der preiswerteren Fernverkehrskategorie wurde von den Kunden als sauber wahrgenommen. Weit auseinander gehen die Bewertungen für das rollende Material. Die Ausstattung der IC/EC-Züge bewertet nicht einmal die Hälfte der Kunden als gut. Beim ICE sind dagegen 17 Prozent sehr zufrieden und 53 Prozent zufrieden mit Technik und Komfort.


Die häufige Klage über fehlende Informationen zeigt sich in der Auswertung der Befragung deutlich. 40 Prozent der Kunden gaben an, dass es im Zug keinerlei Begründung für Abweichungen vom Fahrplan gab. Weitere 20 Prozent wurden mit dem allgemeinen Hinweis auf eine Betriebsstörung vertröstet. So gab es für diesen Punkt nur die Note 2,7.


Wie schon bei den letzten Tests schnitten die Zugbegleiter gut ab. Vier von fünf Fahrgästen bescheinigen dem Personal Kompetenz und Freundlichkeit, zwei Drittel sind mit dem Angebot und der Verfügbarkeit von Speisen und Getränken sehr zufrieden. Bestwerte erzielten diesmal die Bahnhöfe. Die Kunden im Osten gaben für die Sauberkeit die Note 1,9. Am schlechtesten schnitten die Stationen im Westen Deutschlands mit einer 2,5 ab.


Der VCD fordert weitere Verbesserungen von der Bahn. Insbesondere müsse das Unternehmen die Toiletten häufiger reinigen und schnell ausreichend viele gut ausgestattete Züge beschaffen. Die mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember anstehende Preiserhöhung um 3,9 Prozent im Fernverkehr hält der Verkehrsclub angesichts der Defizite für unangemessen. Die Bahn verkünde Rekordgewinne, kaufe im Ausland Unternehmen zu, spare am Personal baue teure Prestigeprojekte,

sagt die verkehrspolitische Sprecherin Heidi Tischmann, „eine Preiserhöhung ist überhaupt nicht gerechtfertigt.“


Die Bahn räumt Schwierigkeiten mit der Fahrgastinformation ein. „Das ist erkannt worden“, sagt eine Sprecherin. Der Konzern will die Kommunikation verbessern. Auch bei den alten Zügen soll sich etwas ändern. Die Intercity-Flotte rückt ab dem nächsten Frühjahr zur Modernisierung in die Werkshallen ein. Beim ICE 2 läuft die Grunderneuerung bereits. Außerdem will die Bahn die Toiletten auch während der Fahrten reinigen.

« Zurück | Nachrichten »