Bahngewinn geht um ein Drittel zurück

Passable Bilanz trotz Krise

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Von Wolfgang Mulke

25. Mär. 2010 –

Die Deutsche Bahn will für mehr Sicherheit an Bahnhöfen und in den Zügen sorgen. Auch sollen die Reisenden besser über Probleme im Zugverkehr informiert werden. Dies kündigte Bahnchef Rüdiger Grube am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens an. Dafür will der Konzern mehr Personal einsetzen. Auch sollen die Bahnhöfe sauberer werden. Schließlich holt die Bahn derzeit die ICE-Flotte in die Werkstätten, wo kleinere Schäden behoben werden sollen. Diese Arbeiten wurden zuletzt aufgrund der gravierenden technischen Probleme an den Achsen unterlassen. „Wir werden alle Mängel von der Toilettenspülung bis hin zum defekten Klapptisch beheben“, versprach der Vorstand.

 

Die Kunden sollen wieder zufriedener werden. Das ist ein Teil der Strategie der Bahn in der nächsten Zeit. Zu tun ist viel. Grube räumte ein, dass die Pünktlichkeit der Züge zu wünschen übrig lässt. Auch das Berliner S-Bahn-Debakel ist noch nicht ausgestanden. Erst im kommenden Jahr werden die Züge in der Hauptstadt wie gewohnt fahren. 220 Millionen Euro büßte der Konzern allein hier ein.

 

Zweites Ziel der Bahn ist der wirtschaftliche Betrieb trotz Krise. Das ist Grube in seinem ersten Jahr als Vorstandsvorsitzender recht gut gelungen. Der Gewinn des Konzerns brach zwar um ein Drittel ein. Doch unter dem Strich blieb am Ende noch ein Überschuss von 830 Millionen Euro hängen, ein Minus von gut 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch der Umsatz verminderte sich um mehr als zwölf Prozent auf 29,3 Milliarden Euro. Vor allem im Güterverkehr machte sich die Krise bemerkbar. Die Sparte rutschte von über 300 Millionen Euro Gewinn mit einem Minus von 189 Millionen Euro tief in die Verlustzone. Angesichts des Umfeldes zeigt sich Grube mit den Ergebnissen zufrieden, zumal der Konzern auch mehr als 900 Millionen Euro Schulden abbauen konnte. Die rund 250.000 Beschäftigten erhalten einen Bonus von je 300 Euro, obwohl die tariflichen Schwellenwerte dafür nicht erreicht wurden.

 

Im laufenden Jahr erwartet die Bahn wieder bessere Geschäfte. Der Umsatz werde um fünf Prozent steigen, sagte der scheidende Finanzvorstand Diethelm Sack. Grube hat sich einiges vorgenommen. Ein wichtiges Vorhaben sind die anstehenden Tarifverhandlungen. Ziel ist einerseits ein Tarifvertrag für alle Bahnunternehmen, um dem Dumpingwettbewerb im Regionalverkehr entgegen zu wirken. Andererseits wollen Bahn und Gewerkschaften die Ende 2010 auslaufende Beschäftigungsgarantie verlängern. „Voraussetzung ist allerdings, dass Leistung und Gegenleistung zueinander in einem ausgewogenen Verhältnis stehen“, verlangt Grube von den Gewerkschaften Zugeständnisse an anderen Stellen.

 

Zweiter Schwerpunkt wird der internationale Ausbau des Geschäftes sein. Dabei hat die Bahn mehr Europa als den Rest der Welt im Visier. So will die Bahn in England das wichtige Bahnunternehmen Arriva einverleiben. Ob es zu einem Übernahmenangebot kommen wird, sei aber noch offen, hieß es. Auch soll der ICE bald von Deutschland aus durch den Kanaltunnel nach London rollen. Italien und Frankreich sind weitere Märkte, in die Grube eindringen will. Dahinter steht die Vermutung, dass der Konzentrationsprozess bei den europäischen Bahnen an Tempo gewinnen wird und am Ende nur noch fünf Unternehmen den Schienenverkehr auf dem Kontinent dominieren werden. Die Bahn will einer dieser Branchenriesen werden.

 

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