Banken müssen mehr Notgroschen zurücklegen

Internationale Finanzaufseher beschließen schärfere Regeln für das Eigenkapital der Institute. Höhere Reserven könnten zu geringeren Gewinnen führen

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Von Hannes Koch

13. Sep. 2010 –

Als Konsequenz aus der Finanzkrise müssen die Banken künftig mehr eigenes Kapital in Reserve halten. Das hat der Baseler Ausschuss der internationalen Bankenaufseher am Sonntag Nachmittag beschlossen. Jean-Claude Trichet, Chef der Europäischen Zentralbank, sagte, die neuen Regeln würden „der langfristigen finanziellen Stabilität dienen“.


Im Baseler Ausschuss treffen sich die Finanzaufseher aus 27 wichtigen Wirtschaftsnationen. Mit am Tisch sitzen auch die Deutsche Bundesbank und die Aufsichtsbehörde BaFin. Die verschärften Regeln für das Eigenkapital sollen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Banken künftig größere Verluste selbst abdecken können. In der Finanzkrise hatte sich gezeigt, dass ihre finanziellen Reserven zu gering waren und deshalb die Staaten mit Steuergeld einspringen mussten.


Künftig müssen die Finanzinstitute ihre Geschäfte mit 4,5 Kernkapital aus Aktien und einbehaltenen Gewinnen absichern. Hinzu kommt weiteres Eigenkapital von 3,5 Prozent und ein Puffer für besondere Krisensituation von 2,5 Prozent. Ingesamt sollen die Institute damit 10,5 Prozent eigene Mittel zur Absicherung ihrer Geschäfte vorhalten.


Das neue Abkommen (Basel III) wird die bisherigen Regeln (Basel II) ersetzen. Bislang mussten die Finanzinstitute nur zwei Prozent hartes Kernkapital aus Aktien und Gewinnrücklagen vorweisen. Die gesamte notwendige Eigenkapitalabdeckung beträgt aktuell acht Prozent.


Die Reform der Eigenkapitalregeln soll dazu führen, dass die Banken bei risikoreichen Geschäften und Kreditvergaben vorsichtiger sind. Je mehr eigenes Geld sie in Reserve halten müssen, desto teurer ist es für sie, Kredite für risikoreiche Geschäfte zu vergeben. Die Hoffnung der Politik: Der schwunghafte Handel mit spekulativen Immobilienpapieren, deren Ausfall zur weltweiten Finanzkrise führte, würde künftig unterbleiben.


Um den neuen Regeln gerecht zu werden, brauchen auch die deutschen Finanzinstitute mehr Eigenkapital. Der Bundesverband Deutscher Banken, der die Privatbanken vertritt, bezifferte die benötigte Summe unlängst auf rund 100 Milliarden Euro für die zehn größten deutschen Institute. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Bank am Sonntag bekannt gegeben, eigene Aktien im Wert von knapp zehn Milliarden Euro verkaufen zu wollen. Diese Kapitalerhöhung dient einerseits dazu, die Postbank zu übernehmen, andererseits das Reservekapital aufzustocken.


Mehr Eigenkapital vorhalten zu müssen, bedeutet für die Banken auch, dass ihre Gewinnmarge sinken könnte. In der Vergangenheit liehen die Institute mit sehr wenig eigenem Geld riesige Summen dazu und investierten diese. Durch das günstige Verhältnis zwischen eigenem und geliehenem Geld, erwirtschafteten die Banken bezogen auf ihre eigenes Vermögen hohe Renditen. Diese Transaktionen mit großem „Hebel“ und hohen Gewinnen könnten künftig seltener werden.


Unter anderem aus diesem Grund hatte der Verband der Privatbanken vor zu scharfen Regeln gewarnt. Der andere Grund: Wenn die Banken mehr Geld in Reserve halten müssen, haben sie weniger Möglichkeiten, Kredite zu vergeben, oder müssen zumindest die Bedingungen für Kredite verschärfen. Mit Sorge betrachten dies betrachten die Industrie- und Dienstleistungsunternehmen der Realwirtschaft, die Kredite brauchen, um beispielsweise Maschinen zu kaufen.


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