Banken reagieren auf Druck

Kommentar zur Agrarspekulation

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Von Hannes Koch

27. Mai. 2013 –

Solche Ankündigungen sind mit Vorsicht zu genießen. Die DZ Bank, das Zentralinstitut der rund 900 deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, will nicht mehr mit Agrarrohstoffen spekulieren, heißt es in einem Brief an die Organisation Foodwatch. Das Institut reagiert damit auf öffentlichen Druck: Man will sich nicht vorwerfen lassen, mit dem Hunger hunderter Millionen Menschen in Asien und Afrika Geld zu verdienen.


Einerseits steht die DZ Bank mit dieser Entscheidung nicht alleine: Zuvor hatten bereits die Dekabank der Sparkassen, die Commerzbank und Landesbank Baden-Württemberg ihren Verzicht erklärt. Andererseits zeigt das Beispiel der Deutschen Bank, dass solche Erklärungen auch schnell widerrufen werden können. Unter dem Eindruck massiver Kritik hatte Deutschlands größtes Institut die Spekulation mit Nahrungsmitteln 2012 zunächst in Frage gestellt, um Anfang diesen Jahres doch wieder grünes Licht zu geben.


Die schwankende Haltung der Banken erklärt sich aus der Art der Geschäfte, um die es hier geht. Börsenhandel mit Schweinen, Rindern, Weizen, Mais oder Soja ist grundsätzlich weder Hexerei noch Spekulation auf Kosten der Armen, sondern seit langem üblich. Indem sie heute Preise für die Zukunft vereinbaren, sichern Landwirte beispielsweise den Verkauf ihrer Ernte ab. Sie wissen dann, mit welchen Einnahmen sie in einem oder zwei Jahren rechnen können. Mit dem selben Mechanismus verschaffen sich Nahrungsmittel-Produzenten Sicherheit für den Einkauf ihrer Vorprodukte. Banken vermitteln solche Geschäfte und verdienen mit dieser Dienstleistung Geld.


Problematisch wird die Sache allerdings, wenn Dutzende Milliarden Euro zusätzlich an die Rohstoffbörsen fließen. Wenn Investoren – Hedgefonds beispielsweise – sich dort engagieren, die das reine Profitinteresse treibt und nicht das Anliegen, die Erzeugung und Verarbeitung von Nahrungsmitteln abzusichern. Wenn durch komplizierte Finanzprodukte Weizen zu einem Spekulationsobjekt wird, mit dem die milliardenschweren Fonds Wetten veranstalten – nach dem Motto „Steigt der Preis dieses Papieres in drei Monaten um 20 Prozent, verdienen wir 100 Millionen“.


José Graziano da Silva, der Chef der Welternährungsorganisation (FAO), sagte unlängt, dass der Handel mit Derivaten – von Agrargütern abgeleitete Finanzprodukte – die Preise für Lebensmittel in die Höhe treiben könne. Wissenschaftler unter anderem des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kamen ebenfalls zu dem Ergebnis, dass solche Spekulationen die Agrarpreise zunehmend beeinflussen. Berechnen und nachweisen lassen sich Preiserhöhungen von bis 20 oder 30 Prozent.


Natürlich sind derartige Gewinnaussichten für Investoren und Banken immer interessant. Davon leben sie schließlich. Nur ungerne lassen sie die Finger von Produkten, die potenziell hohe Profite versprechen. Wenn sie es dennoch tun, spielen externe Einflüsse eine wichtige Rolle – beispielsweise die Überlegung, dass ein schlechter Ruf Geschäftspartner abschrecken und damit Verluste verursachen kann.


Wenn ein Institut wie die DZ Bank auf Spekulationen mit Agrarprodukten verzichten will, reagiert es auf Kritik, veränderte Stimmungen der Gesellschaft und neue Wertvorstellungen. Dieser Druck der wachsamen Öffentlichkeit ist notwendig. Sonst gleiten die Banken und Investoren wieder auf ihren alten Weg zurück.

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