Banken wollen besser informieren

Beipackzettel für Finanzprodukte vorgestellt / Aigner fordert mehr Transparenz

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Von Wolfgang Mulke

26. Feb. 2010 –

Bankkunden sollen bald flächendeckend zu jedem Fonds
oder Zertifikat ein leicht verständliches Infoblatt erhalten. Daraus sollen insbesondere Kosten wie Provisionen oder Verlustrisiken erkennbar werden. Das haben die drei Verbände der Kreditwirtschaft angekündigt. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) stellte an diesem Freitag den künftigen "Beipackzettel" der Privatbanken vor.

Auf dem zweiseitigen Blatt wird die Funktionsweise des jeweiligen Produktes erklärt. Es enthält zudem Hinweise auf mögliche Kursveränderungen und zu verlustbringenden Einflüssen, der Besteuerung und den Kosten für den Anleger. "Der Beipackzettel soll von den Banken eingesetzt werden", teilte der Verband mit. Der BdB rechnet damit, dass die Mitgliedsbanken bis zum Frühsommer für die Umstellung brauchen. Damit will die Branche verloren gegangenes Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Die Genossenschaftsbanken wollen im Frühjahr einen eigenen Standard vorlegen. Die Sparkassen arbeiten ebenfalls "mit Hochdruck" an einem Beipackzettel, heißt es beim Sparkassen- und Giroverband.

Von einem freiwilligen Service für die Sparer kann keine Rede sein. Vielmehr beugen sich die Institute dem Druck von Verbraucherministerin Ilse Aigner. Die Politikerin droht mit einer gesetzlichen Regelung, wenn Banken und Sparkassen nicht schnell für mehr Transparenz bei den oft komplizierten Produkten sorgen. "Jeder Verbraucher soll sofort erkennen können, welches Risiko in einer Anlage steckt und wie hoch die Kosten eines Produktes sind", verlangt Aigner, die den Vorschlag des BdB nun
erst einmal prüfen will. Diese Maßgaben erfüllt der Bankenvorschlag. Auch die Provisionen für den Verkauf eines Fonds oder eines Zertifikats müssen angegeben werden.

Die Anleger können somit die verschiedenen Angebote besser vergleichen. Das schmeckt nicht allen Banken. Nur zwei Institute, die ING Diba und die Deutsche Bank, haben bisher freiwillig die Vor- und Nachteile ihrer Produkte offengelegt. Wann die anderen Geldhäuser folgen, ist noch offen. Auch untereinander ist sich die Finanzbranche nicht grün. Sparkassen und Genossenschaftsbanken kochen ihr eigenes Süppchen. Deshalb ist eine gesetzliche Regelung für einen Standard auch noch nicht vom Tisch.

Die Banken sind spätestens mit Ausbruch der Finanzkrise in Verruf geraten, weil viele Institute ihren Kunden unsinnige und riskante Anlagen verkauft haben. Darauf hat die Bundesregierung einerseits mit einer bereits eingeführten Protokollpflicht bei Beratungsgesprächen
reagiert, andererseits mit der Forderung nach dem Beipackzettel. Ein Verbot der umstrittenen Zertifikate, wie es Verbraucherschützer fordern, plant die Bundesregierung nach Angaben des Finanzministeriums jedoch nicht.

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