Beamte sammeln große Vermögen

Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sind Beamte überdurchschnittlich wohlhabend. Sie erhalten auskömmliche Pensionen, finanzieren diese Altersversorgung aber nicht mit eigenen Beiträgen

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Von Hannes Koch

18. Jan. 2010 –

Beamte profitieren überdurchschnittlich vom gegenwärtigen System der Alterssicherung in Deutschland. Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen sammeln sie die höchsten Vermögen an. Nur Managern und Selbstständigen geht es noch besser. Der materielle Vorteil der Beamten basiert auch darauf, dass sie keine Pflichtbeiträge zur Altersvorsorge bezahlen müssen. Ihre Pensionen finanzieren die Steuerzahler.


Dies sind wichtige Ergebnisse einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Hans-Böckler-Stiftung der Gewerkschaften. Erstmals seit langer Zeit haben die Forscher nicht nur die Geld- und Sachvermögen, sondern auch die Anwartschaften auf Altersrenten und Pensionen in Deutschland berechnet. Die neuen Zahlen geben die Vermögensverteilung für das Jahr 2007 wieder.


Zur materiellen Situation der Beamten sagte DIW-Ökonom Markus Grabka: „Diese Bevölkerungsgruppe ist doppelt privilegiert“. Neben der Beitragsfreiheit würden Staatsdiener auch von dem „höheren Versorgungsniveau“ profitieren. Ihre Pension richte sich nach der Summe ihres letzten Gehaltes, so Grabka, und nicht nach dem während des Berufslebens erzielten Gesamteinkommen.


Beamte im einfachen und mittleren Dienst verfügen deshalb über ein durchschnittliches Vermögen inklusive Pensionsansprüchen von 144.000 Euro. Im gehobenen und höheren Dienst sind es 268.000 Euro. Zum Vergleich: Vorarbeiter, Meister und Angestellte kommen auf 131.000 Euro.


Besonders deutlich wird der Unterschied im Vergleich von Rentnern und Pensionären. Während erstere über durchschnittlich 233.000 Euro verfügen, können die pensionierten Beamten auf 502.000 Euro zurückgreifen. Diese Summen setzen sich jeweils zusammen aus Geld- und Sachvermögen in Form von Sparkonten, Wertpapieren, sowie Immobilien und andererseits dem Vermögen fürs Alter, das die angesparte Rente oder Pension darstellt. Rentner besitzen nach den Zahlen des DIW durchschnittlich 108.000 Euro plus Rentenansprüche von 125.000 Euro. Pensionäre haben dagegen 196.000 normales Vermögen plus 307.000 Euro Pensionsansprüche.


DIW-Ökonom Joachim Frick warnte freilich vor „Neiddebatten“. Die guten Pensionen ließen sich auch damit erklären, dass sie früher als Ausgleich für Gehaltsnachteile von Beamten im Vergleich zur Wirtschaft gedacht waren. Heute allerdings hält auch Frick den Vorsprung der Staatsdiener für „diskussionswürdig“. Wünschenswert sei es, dass alle Berufsgruppen in die Sozialversicherung einzahlten, also auch Beamte mit Vorsorgebeiträgen zu ihrer Pension beitrügen.


Unter den aktiven Beschäftigten stehen sich höhere Angestellte und Manager am besten. Sie kommen auf ein durchschnittliches Gesamtvermögen von knapp 400.000 Euro. Selbstständige mit mehr als zehn Mitarbeitern bilden die Spitzengruppe. Inklusive Rentenansprüchen können sie auf 1,1 Millionen Euro zurückgreifen. Arbeitslose verfügen dagegen nur über 56.000 Euro.


Als erfreuliches Ergebnis vermerkten die DIW-Forscher, dass die sozialen Unterschiede zwischen Arm und Reich geringer ausfallen, wenn man die Altersvorsorge einrechnet. Der Grund: Fast alle Beschäftigten zahlen einen Teil ihres Einkommens pflichtgemäß in die Rentenversicherung. Dadurch bilden sich automatisch Vermögen, die die Lage auch der ärmeren Einwohner verbessern.


Für die Zukunft sehen Grabka und Frick freilich zunehmende Unterschiede voraus. Die Altersarmut werde wachsen. Dies liege zum einen am sinkenden Niveau der gesetzlichen Rente, zum anderen an Tendenzen wie der Ausdehnung des Niedriglohnsektors. Geringverdiener mit Stundenlöhnen von 7,50 Euro müssten eigentlich fast 70 Jahre arbeiten, um im Alter mehr zu erhalten als die Grundsicherung. Da eine solch lange Lebensarbeitszeit unmöglich zu erreichen sei, würden später mehr Menschen als heute ihren Lebensabend auf Basisniveau verbringen müssen.


Im regionalen Vergleich ergibt sich ein großer Vorsprung des Westens. Westdeutsche Rentner verfügen über durchschnittlich 350.000 Euro. Dagegen liegen die Vermögen inklusive Renten in Ostdeutschland mit 190.000 Euro viel niedriger. Auch hier machen sich den Beamtenpensionen bemerkbar, die im Osten wenig verbreitet sind. Insgesamt haben die Deutschen Vermögen von fast elf Billionen Euro angesammelt (11.000 Milliarden) – sechs Billionen aus normalen Vermögen und fast fünf Billionen mit Renten- und Pensionsansprüchen.

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