Beraten und verkauft

Bankberater blamieren sich im Test / Ministerin droht mit neuen Gesetzen

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Von Wolfgang Mulke

15. Dez. 2009 –

 

 

Sparer werden bei Banken und Sparkassen weiterhin schlecht beraten. Das ergaben verdeckte Besuche der Stiftung Warentest bei den Kreditinstituten. Die Fachleute informieren sich zu wenig über die Verhältnisse ihrer Kunden und raten häufig zu Produkten, die an den Bedürfnissen der Anleger vorbeigehen.

 

Trotz Finanzkrise und gelobter Besserung hat die Branche offenkundig nichts dazugelernt. Von 21 Unternehmen schnitten gerade einmal drei „befriedigend“ ab, die Commerzbank, die Kreissparkasse Köln und die Berliner Sparkasse. 16 Institute kommen über die Note „ausreichend“ nicht hinaus. Die Empfehlungen der Ostsächsischen Sparkasse sowie der BW Bank bewertete die Stiftung gar als „mangelhaft“. Eine gute Note erhielt keines der Geldhäuser. „Die Banken haben sich blamiert“, urteilt der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest, Hermann-Josef Tenhagen.

 

Dabei hatten die Tester eine eher leichte Aufgabe mit auf den Weg in die Filiale bekommen. Sie wollten 30.000 Euro für fünf Jahre sicher anlegen und hofften auf vier Prozent Zinsen. Mit dieser Erwartung hatte Finanztest einen kleinen Fallstrick ausgelegt, denn der Zinssatz ist für risikolose Anlagen derzeit unrealistisch. Viele Berater waren damit überfordert. „Ein Drittel war nicht in der Lage, den Kunden sie simple Weisheit zu vermitteln, dass mehr Rendite auch mehr Risiko ist“, berichtete Tenhagen.

 

Häufig ignorierten die Anlageprofis sogar Vorschriften. Dazu gehört die Regel, dass Kunden ein passendes Produkt angeboten und sie über die damit verbundenen Vor- und Nachteile informiert werden müssen. Auch die Kosten, zum Beispiel für Provisionen, muss die Bank informieren. Oft erkundeten die Fachleute nicht einmal die finanziellen Verhältnisse der Anleger.

 

Auch dem Wunsch nach einer sicheren Geldanlage kamen die Institute oft nicht nach. „Zahlreiche Berater der Volksbank empfehlen Zertifikate“, kritisierte Tenhagen. Dabei handelt es sich um komplizierte Produkte, mit denen viele Sparer bei der Pleite der Lehman-Bank viel Geld verloren haben. Auch wenn nicht alle Zertifikate unsicher sind, raten die Tester Privatleuten vom Kauf eher ab. Die BW Bank bot den Sparern einen Rohstofffonds an. Dabei schwanken die Preise für Öl oder Metalle erheblich, was zwar einen großen Gewinn, aber eben auch Verluste mit sich bringen kann. Ähnlich leichtfertig riet die Sparkasse Pforzheim Calw ihren Kunden zum Kauf von Goldfonds, deren Wertentwicklung ebenso wenig absehbar ist.

 

Mitunter hatten die Berater eher das eigene Wohl denn das Kundeninteresse im Sinn. Die Profis der Sparda Bank West und Berlin sowie die Ostsächsische Sparkasse drängten ihren Kunden private Rentenversicherungen auf. Dies bringe „viel Provision, aber wenig Rendite“, kritisierte Tenhagen. Die Deutsche Bank wollte Bausparverträge loswerden. Das hätte beim gewünschten Anlagebetrag 480 Euro Provision eingebracht. Aus der Finanzkrise, so schließt die Stiftung Warentest, habe die Branche nichts gelernt. Immerhin stimmte bei den Verkaufsgesprächen die Atmosphäre. „Die Mitarbeiter haben sich große Mühe gegeben“, bestätigten die Tester übereinstimmend.

 

Verbraucherministerin Ilse Aigner kündigt nun eine härtere Gangart gegen die schlechte Beratung an. „Noch immer wird versucht, gutgläubigen Kunden riskante Finanzprodukte anzubieten“, kritisierte die CSU-Politikerin. Nun müsse die Notbremse gezogen werden. Am kommenden Freitag will Aigner mit der Finanzwirtschaft über bessere Beratungsstandards sprechen und ein leicht verständliches Produktinformationsblatt durchsetzen. Bislang hat nur eine Bank die verständliche Darstellung übernommen. „Wenn die anderen nicht freiwillig nachziehen, wird auch hier eine gesetzliche Regelung unumgänglich“, drohte die Ministerin.

 

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