• Kommunikationsberater Branko Woischwill
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Besser Sport als Briefmarken

Haben es ältere Menschen schwerer beim Bewerben? Gelten für sie andere Regeln im Vorstellungsgespräch? Beim Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader mit Sitz unter anderem in Stuttgart und München, kennt man die Antworten auf diese Fragen. Kommunikationsbe

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09. Okt. 2009 –

Mandy Kunstmann: Müssen sich ältere Menschen eigentlich besonders dynamisch bei der Bewerbung geben? Schließlich legt unsere Gesellschaft viel Wert auf Gesundheit und körperliche Fitness.

 

Branko Woischwill: „Jein“. Es ist natürlich nicht empfehlenswert, jedes Wehwehchen aufzuzählen. Wer über 50 oder 60 Jahre alt ist und als Hobby zum Beispiel Nordic Walking angibt, punktet mit Sicherheit. Sportlich orientierte Freizeitaktivitäten unterstreichen die körperliche Fitness eher als Briefmarkensammeln –vorausgesetzt, sie passen zum Alter. Fallschirmspringen wäre in diesem Fall wohl weniger von Vorteil. 

 

Kunstmann: Also müssen sich Ältere anders bewerben als Jüngere.

 

Woischwill: Alter allein ist bei der Bewerbung kein Kriterium. Eigentlich gelten für ältere Bewerber die gleichen Regeln wie für jüngere. Die Unterlagen sollten sehr sorgfältig zusammengestellt sein, die eigene Persönlichkeit und individuelle Kompetenzen sollten klug kommuniziert werden. Nun gut, einen entscheidenden Vorteil haben Bewerber über 40, 50 oder 60: Behauptungen, wie Teamfähigkeit, Belastbarkeit oder Flexibilität, können sie durch langjährige Praxiserfahrungen authentisch belegen. Sie können mehr Arbeitszeugnisse und Weiterbildungen vorweisen oder zeigen, dass sie bei schwierigen Projekten stets einen kühlen Kopf behalten.

 

Kunstmann: Also ist es sinnvoll, möglichst viele Qualifikationsnachweise beim Personalchef einzureichen?

 

Woischwill: Nein, zuschütten sollte man die Personalabteilung nicht. In der Regel sind die wichtigsten drei bis fünf Nachweise ausreichend. Entscheidend ist, dass die Belege zur Bewerbung passen. Der Personalchef verschafft sich schließlich mit den Unterlagen einen ersten Eindruck. Falls noch etwas fehlt, kann es auch nachgereicht werden.

 

Kunstmann: Gibt es denn Dinge, die ältere Bewerber unbedingt vermeiden sollten?

 

Woischwill: Wer im Vorstellungsgespräch Vertrauen in die eigenen Leistungen und Fähigkeiten aufbauen will, sollte bestimmte Formulierungen meiden. Mit Floskeln, wie „früher war alles besser“, „die Jugend heute“ oder „die Technik macht alles komplizierter“, sammelt man kaum Pluspunkte beim potentiellen Arbeitgeber. Aber wer im Gespräch überzeugen kann, dass er mit unterschiedlichen Mitarbeitern – jung, alt oder international – in der Vergangenheit gut zusammenarbeiten konnte, nimmt dem Vorurteil, Ältere wären nicht so flexibel und teamfähig, den Wind aus den Segeln. 

Kunstmann: Die meisten Unternehmen akzeptieren inzwischen nur noch Bewerbungen per Email. Was gilt es denn hier zu beachten?

 

Woischwill: Viele machen den Fehler, Anschreiben, Lebenslauf sowie sämtliche Nachweise einzeln zu verschicken. Das erzeugt nur Unmut beim Personalchef. Alle Unterlagen gehören in ein einziges pdf-Dokument. Das sollte jedoch nicht mehr als drei Megabyte umfassen.

 

Kunstmann: Und was ist mit dem Foto? Das sind dann ja doch zwei Dokumente, wenn man das Lichtbild der Email anhängt.  

 

Woischwill: Selbst das Foto sollte nicht einzeln gesendet, sondern direkt in den Lebenslauf eingefügt werden. Klar, das erfordert technische Kompetenz, aber da kann man sich von Freunden, Bekannten oder von einem Copyshop-Angestellten  helfen lassen.

 

Kunstmann: Und dann schickt man das Dokument mit dem Titel „Bewerbung“ an das Unternehmen?

 

Woischwill: „Bewerbung“ alleine reicht nicht aus. Wichtig ist eine aussagekräftige Dateibezeichnung mit Namenskürzel und Datum. Ich könnte zum Beispiel „BW_Bewerbung_10102009“ wählen. Ein anderer Fehler, der häufig gemacht wird, ist einen ungeeigneten, oder schlimmer, gar keinen Betreff anzugeben. Wer sich beispielsweise im sozialen Bereich bewirbt, kann schreiben „Meine Bewerbung als Kinderbetreuerin“. Im Marketing kann die Betreffzeile schon mal etwas knackiger sein. „Ihr neuer Vertriebsprofi stellt sich vor“ wäre hier denkbar. Im Zweifelsfall sollte es aber ein neutraler Titel sein. Ganz schlecht sind „Guten Tag“ oder „Hier bin ich“. Denn viele Firmen haben strenge Spamfilter. Da kann eine solche Wahl sogar das Aus bedeuten – nämlich dann, wenn die Bewerbung gar nicht ankommt. 

 

 

Zur Person: Branko Woischwill arbeitet seit 2005 beim Büro für Berufsstrategie Hesse/Schrader. Der 36-jährige Kommunikationsberater promoviert nebenbei an der Freien Universität Berlin.

 

 

 

 

 

        

 

 

 

    

 

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