Boykott lenkt ab

BP-Boykott – Contra von Wolfgang Mulke

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Von Hannes Koch

22. Jun. 2010 –

Ein Boykott des Ölriesen BP wäre nicht mehr als Augenwischerei. Es bringt rein gar nichts, wenn die Autofahrer statt bei Aral ein paar Tage oder Wochen ihren Tank mit Sprit von Shell oder Texaco füllen. Für die Verbraucher springt dabei höchstens ein gutes Gewissen heraus und das Gefühl, der Böse werde nun endlich einmal an der Stelle bestraft, an der es am meisten weh tut: beim Geld. Damit ist die Sache dann erledigt.


Verkannt wird, dass die Abnehmer des Öls ein Teil des Problems sind. Die Konsumenten wollen weder auf die Mobilität verzichten, noch auf Güter, die auf Erdöl basieren oder die mit aus Öl und Gas gewonnener Energie hergestellt werden. Deshalb soll der Rohstoff möglichst preiswert bleiben. Das funktioniert aber nur, wenn ein ausreichendes Angebot aus der Erde gepumpt wird. Damit dies der Fall ist, muss die Industrie zunehmend an unzugänglichen wie der Tiefsee bohren. Das Risiko von Umweltkatastrophen steigt damit an. Solange wir nicht ernsthaft den Verbrauch einschränken oder uns ganz vom Öl verabschieden, wird es bestehen bleiben, Boykott hin oder her.


Natürlich verhält sich BP schäbig und muss für den Schaden vollständig haftbar gemacht werden. Auch die Sicherheitsstandards gehören verbessert. Beides sind Fragen der Regeln, die von den Verbrauchern gewählte Politiker aufstellen. Ein Boykott lenkt von dieser Verantwortung nur ab.

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