BUND sieht Fortschritte in ostdeutscher Umwelt

25 Jahre Wiedervereinigung: Umweltverband will die Naturschutzgebiete entlang der ehemaligen Ost-West-Grenze zum Naturmonument machen

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02. Okt. 2015 –

Ostdeutschland ist heute „kein ökologisches Krisengebiet“ mehr, sagte Hubert Weiger, Chef des Umweltverbandes Bund, am Donnerstag. In Ost und West seien die Umweltprobleme jetzt fast dieselben. Weiger zog eine ökologische Bilanz anlässlich des Jahrestages der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.

Vor der Wende herrschten in Ostdeutschland katastrophale Umweltbedingungen. Die Belastungen durch die oft ungefilterte Verbrennung von Braunkohle und durch den Verkehr waren enorm. Wälder wie das Erzgebirge wurden direkt von der Schadstoffbelastung in Luft und Wasser betroffen. Das hatte ein massives Waldsterben zur Folge.

Das Erzgebirge hat sich seit der Wiedervereinigung erholt. Die Schadstoffbelastung sank deutlich. So liegt die Schwefelbelastung in Ostdeutschland heute um 90 Prozent geringer als noch 1989. Das ist vor allem auf die Abschaltung der alten Braunkohlemeiler zurückzuführen. Diese spielen auch bei der Einhaltung der Klimaziele der Bundesregierung eine maßgebliche Rolle. 50 Prozent der bisherigen Reduzierung beim Kohlendioxidausstoß der Bundesrepublik seien allein auf abgeschaltete Braunkohlemeiler in Ostdeutschland zurückzuführen, so Weiger.

Damit seien die Umweltprobleme in Ostdeutschland jedoch nicht gelöst, mahnte der Bund-Chef. Die neuen Bundesländer hätten den größten Anteil an erneuerbaren Energien in Deutschland, seien aber noch immer von der Braunkole abhängig. Rund 50 Prozent des produzierten Stroms stammt in Ostdeutschland aus Braunkohlekraftwerken.

Auch sieht der BUND das Projekt „Grünes Band“ gefährdet. Das erste gesamtdeutsche Naturschutzgebiet soll den ehemaligen Mauerstreifen entlang 1.400 Kilometer durch Deutschland verlaufen. Doch befindet sich heute noch immer gut ein Drittel der Flächen in Privatbesitz. Damit besteht das Risiko, „dass die privaten Teile des Grünen Bandes verkauft, intensiv landwirtschaftlich genutzt und dann nicht mehr dem Naturschutz zur Verfügung stehen werden“, erklärte Weiger.

Soweit will es der BUND nicht kommen lassen. Für Kai Frobel vom Projektbüro „Grünes Band“ ist der ehemaligen Mauerstreifen nicht nur eine Schutzfläche für bedrohte Arten. Er bezeichnet den Biotopverbund als „lebendiges Denkmal der deutschen Einheit“, als „Protest des Lebens gegen Trennung und Tod“. Deshalb forderte er, die Fläche solle in den Status eines Nationalen Naturmonuments gehoben werden. Im Unterschied zum Biotop, wird bei einem Naturmonument auch der Denkmalcharakter des Gebiets berücksichtigt. So hofft der BUND, dem „Grünen Band“ neue Aufmerksamkeit zu verschaffen und die Lücken zu schließen.

Thüringen hat sich jedoch bisher als einziges Bundesland dazu entschlossen, dieses Vorhaben zu unterstützen. Da der Naturschutz Sache der Länder ist, müssten sich aber auch die anderen östlichen Bundesländer anschließen. Diese sind jedoch nicht bereit, eigene Mittel dafür aufzubringen. Deshalb fordert Weiger einen eigenen Haushaltstitel für das „Grüne Band“. So könnten die Länder ermutigt werden, sich dem Vorhaben des BUND anzuschließen.

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