Bundesfreiwilligendienst auf Erfolgskurs
Männer als freiwillige Helfer in der Überzahl/ Mehr Bewerber als Stellen
08. Mai. 2012 –
Knapp ein Jahr nach dem Start des neuen Bundesfreiwilligendienstes zieht das Deutsche Rote Kreuz (DRK) eine positive Bilanz. „Inzwischen kann man von einem Achtungserfolg sprechen“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters anlässlich des Weltrotkreuztages am Dienstag in Berlin. Zwar habe alles etwas holprig begonnen. Inzwischen übersteige die Nachfrage vor allem von jungen Leuten das Angebot an Plätzen bei weitem.
Der Bundesfreiwilligendienst (BFD) ist Alternative zum einstigen Zivildienst, der am 1. Juni 2011 ausgesetzt wurde. Das neue Angebot wurde eingeführt, um die Folgen des Zivildienststopps zumindest teilweise zu kompensieren – also unter anderem steigende Personalkosten in den sozialen Diensten abzufedern. Frauen und Männer jeden Alters können sich im BFD für das Gemeinwohl engagieren – beispielsweise im Krankenhaus, einer Schule oder Kita, im Sportverein oder im Katastrophenschutz.
Insgesamt 35.000 BFD-Plätze fördert der Bund. „Dieses Kontingent ist bereits vollständig ausgeschöpft“, so Seiters. Im Gegensatz zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) sei der BFD vor allem bei Männern beliebt. Sie stellten eine Mehrheit von 60 Prozent. „Das ist vermutlich damit zu erklären, dass der BFD in den Augen vieler junger Menschen doch in der Tradition des Zivildienstes steht“, erläuterte Seiters. Auch Ältere seien aus diesem Grund in der Minderheit. 80 Prozent der Teilnehmer seien unter 27 Jahre alt.
Für die Pflegebranche könnte sich der Bundesfreiwilligendienst als hilfreiches Mittel herausstellen. „Gerade was den Einsatz in der Kranken- und Altenpflege anbelangt, haben wir große Hoffnung, dass sich viele junge Menschen während des Freiwilligendienstes für einen späteren Berufseinstieg in diesen Bereich entscheiden“, so Seiters. Der Mangel an Fachkräften werde sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zuspitzen.
Allein der Bundesfreiwilligendienst wird dem Fachkräftemangel in der Pflege freilich keinen Einhalt bieten. Die Anzahl der Zivildienstleistenden hatte zuletzt stark abgenommen, von mehr als 119.000 im Jahr 2000 auf fast 63.500 im Jahr 2008. Und nur anerkannte Zivildienstplätze wurden als BFD-Einsatzstellen akzeptiert. Unternehmen sehen im BFD dennoch ein durchaus nützliches Instrument. „Egal auf welchem Weg junge Menschen in die Pflegebranche finden, über ein Praktikum, ein Freiwilliges Soziales Jahr, den Bundesfreiwilligendienst oder über ein Studium, Hauptsache sie kommen“, sagt der Präsident des Arbeitgeberverbandes Pflege, Thomas Greiner.
60.000 bis 70.000 BFD-Stellen werden nach Schätzungen des Deutschen Roten Kreuzes in Deutschland gebraucht – also doppelt so viele wie bisher. Das Geld dafür soll aus dem Bundeshaushalt kommen. Dafür macht sich das DRK derzeit stark. „Es ist einfach schade, wenn man engagierten Menschen unter diesen Gesichtspunkten eine Absage erteilen oder sie auf einen späteren Zeitpunkt vertrösten muss“, sagte Verbandspräsident Seiters.