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Burger für das Klima und gegen den Hunger

Startups hoffen auf den Durchbruch bei Retortenfleisch und nachgeahmten Frikadellen. Dadurch soll die Massentierhaltung in Zukunft überflüssig werden. Die Technologien stoßen vielerorts auf Skepsis.

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Von Wolfgang Mulke

18. Jan. 2018 –

Das Foto auf der Webseite des amerikanischen Unternehmens Impossible, zu deutsch „unmöglich“, weckt den Appetit des Betrachters. „Es sieht aus wie ein Burger, und es blutet

auch wie ein Burger“, heißt es im Text daneben. Das stimmt. Nur sind die Zutaten ausschließlich pflanzlicher Herkunft. In einigen edlen Restaurant der USA hat es die komplizierte Fleischnachahmung schon auf die Speisekarten geschafft. Gründer Patrick Brown experimentierte einige Jahre lang mit verschiedenen Proteinen und Pflanzen, um die Konsistenz und den Geschmack von Fleisch zu imitieren. Das Unternehmen wirbt daneben mit dem Naturschutz. Der „unmögliche“ Burger benötige nur ein zwanzigstel des Bodens und ein Viertel des Wassers im Vergleich zu einem herkömmlichen Klops.

Es gibt weltweit eine ganze Reihe von Startups mit dem gleichen Ziel: Sie wollen eine Alternative zum Fleisch aus der Massentierhaltung schaffen. Große Hoffnungen setzen sie dabei aber weniger auf eine Kopie aus pflanzlichen Stoffen als vielmehr auf Fleisch, dass aus tierischer Zellteilung im Labor erzeugt wird. Noch sind die Pioniere auf diesem Gebiet weit davon entfernt, Koteletts, Rouladen oder Gänsekeulen aus der Retorte zu züchten. Doch erste Burger haben sie auch schon zu bieten, zum Beispiel Mark Post von der Uni Maastricht.

Die Herstellung klingt einfach. Lebenden Tieren werden Zellen entnommen. Sie leben danach auch weiter. In einer Nährlösung teilen sich diese Zellen und bilden Muskelfasern. Bis zu 20.000 solcher Fasern benötigen die Forscher, um einen einzigen Hamburger zu formen. Da die Zellteilung enorm schnell vonstattengeht, könnten auf diese Weise in kurzer Zeit regelrechte Fleischberge erwachsen. Für fester strukturierte Formen, wie sie beispielsweise Steaks aufweisen, reichen die bisherigen Fähigkeiten der Wissenschaftler noch nicht.

Die Hoffnung auf Alternativen zur umweltbelastenden Massentierhaltung ruft mittlerweile auch Investoren auf den Plan. Der Geflügelkonzern PHW, zu dem das in Deutschland bekannte Unternehmen Wiesenhof gehört, hat Anfang Januar die Beteiligung am Startup Supermeat bekannt gegeben. Die Israelis wollen künstliches Geflügelfleisch herstellen. „Wir sehen dies als Beginn einer strategischen Partnerschaft“, betont PHW-Chef Peter Wesjohann. Auch beim veganen Sortiment oder alternativen Haltungsformen habe sein Unternehmen schon frühzeitig Trends erkannt oder gesetzt.

Kunstfleisch könnte dazu beitragen, die durch den weltweit wachsenden Fleischkonsum entstehenden Umweltprobleme in den Griff zu bekommen. Doch die Hürden vor einer Massenproduktion sind noch hoch. Da ist zum Beispiel der hohe Energieverbrauch für die Züchtung in der Petrischale. Die Expertin Arianna Ferrari vom Karlsruher Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) sieht ethische Probleme noch nicht ausgeräumt. Der Einsatz von fetalem Kälberserum sei nicht vertretbar, sagt sie. Andere Möglichkeiten haben die Forscher aber noch nicht gefunden.

Am Ende bleibt noch die große Frage, ob die Konsumenten Fleisch aus der Retorte akzeptieren würden. Das ITAS hat in einer Studie einen eher überraschenden Befund ermittelt. Demnach stehen dem Vorhaben vor allem junge Leute aufgrund der Vorteile für die Umwelt aufgeschlossen gegenüber, sofern Preis und Geschmack stimmen.

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