Dann haben wir den Salat

Wird 2012 besser? Nein, sagt Wolfgang Mulke

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Von Hannes Koch

29. Dez. 2011 –

Die Hoffnung auf ein Ende der Krise in 2012 ist trügerisch, auch wenn die Bürger in Deutschland vom Ernst der Lage kaum etwas mitbekommen. Erster Brandherd wird wieder einmal Griechenland sein. Die geplante Umschuldung steht auf der Kippe, weil Gläubiger nicht mitziehen. Das Reformtempo ist so langsam, dass weitere Hilfen aus Euroland nicht mehr begründet werden können. Am Ende zieht die Athener Regierung die Reißleine und kehrt zur Drachme zurück.

 


Dies hat Auswirkungen auf die gesamte Eurozone, denn das Signal aus Athen wirkt nach. Die Brüsseler Beschlüsse zu einer abgestimmten Finanz- und Sparpolitik stehen bislang nur auf dem Papier. Ob die nationalen Parlamente diesen bei einer veränderten Lage auch zustimmen, erscheint fraglich. Die Regierungen bemühen sich zwar um eine Lösung der Krise. Doch wie schon bisher sind die Reaktionen zu langsam und zu halbherzig.


Und auch ohne eine dramatische Entwicklung in Griechenland droht die Zuspitzung der Krise. Die Euroländer sind auf die permanente Ablösung ihrer alten Schulden durch die Ausgabe neuer Anleihen angewiesen. Diese Kapitalzufuhr kann austrocknen, wie es bei einzelnen Ländern schon zu beobachten war. Die Geldgeber - Banken und Pensionsfonds - wollen nicht mehr in Europa investieren, solange die Unsicherheit über die weitere Entwicklung anhält. Gerade in diesen Tagen ist das Verhalten der Banken gut zu beobachten. Die Institute bekommen für einen schamlos niedrigen Zins beliebig viel Geld von der Zentralbank und bunkern es lieber, als damit Kredite an Staaten oder Unternehmen auszugeben.


Dann haben wir den Salat. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss Geld drucken, damit die Regierungen alte Schulden begleichen können. Das bedeutet mittelfristig erhebliche Inflationsgefahren. Die Eurozone wird dies als Ganzes nicht überstehen. Am Ende bleiben nur noch wenige starke Länder übrig.


Eine Entwicklung in diese Richtung führt zwangsläufig in die Rezession, auch wenn zumindest die deutsche Wirtschaft eher positiv in die Zukunft schaut. Die Unternehmen kommen immer schwerer an Kredite. Außerdem werden Exportunternehmen direkt von einem Zerfall des Euroraums betroffen sein, der immerhin 40 Prozent aller Ausfuhren aufnimmt. In einer so unsicheren Situation werden Investitionen verschoben und Etats gekürzt.


Die Hoffnung auf andere Wachstumsmotoren, zum Beispiel China oder Amerika, sollte niemand hegen. Die USA haben viel größere Schuldenprobleme als die Europäer und werden vor der Präsidentschaftswahl am Jahresende keine Lösungen präsentieren können. Für Konjunkturprogramme fehlt das Geld, für Reformen die politische Kraft. In China hat sich dagegen eine Kreditblase ausgedehnt, die irgendwann platzen und das Land in wirtschaftliche Schwierigkeiten stürzen wird. Im schlimmsten Fall kann es 2012 überall gleichzeitig brennen.


Ob es so kommt, weiß heute niemand genau. Doch kaum ein Jahr war je mit so belastenden Vorzeichen belegt wie es 2012 sein wird. Und wie heißt es sprichwörtlich nach Murphys Gesetz? Was schiefgehen kann, geht auch schief.

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