Das braune Wasser der Braunkohle

Greenpeace kritisiert die geplante Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Welzow

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Von Hannes Koch

03. Dez. 2013 –

Kein schöner Anblick: An manchen Tagen ist das Wasser in den Kanälen des Spreewaldes braunrot. Die Kahn-Touristen beschleichen dann Zweifel, ob sie den Urwald im Südosten Brandenburgs wirklich so reizvoll finden, wie er ihnen angepriesen wird.

 

Der Kohle-Konzern Vattenfall und die gemeinsame Landesplanung von Berlin und Brandenburg würden solche Probleme weiter verschärfen, argumentiert nun die Umweltorganisation Greenpeace. Am Dienstag veröffentlichte sie ein Gutachten über die potenzielle Gefährdung des Grundwassers durch den geplanten Braunkohle-Tagebau Welzow-Süd II. Das Gebiet liegt in der Lausitz, etwa 150 Kilometer südöstlich von Berlin.

 

„Jeder neue Tagebau ist Wasserverschmutzung mit Ansage“, kritisiert Greenpeace-Sprecher Gregor Kessler. Die konkrete Befürchtung: Durch das Abbaggern bilde sich im Boden Schwefelsäure und Eisenhydroxit, eine schädliche Mischung, die später mit dem Grundwasser in die Flüsse gerate. Auch die unschöne Farbe der Spreewald-Fließe bringen Kritiker in Zusammenhang zu den nicht weit entfernten Tagebaugebieten.

 

Anlass der Greenpeace-Veröffentlichung ist der Erörterungstermin für die Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Welzow-Süd, der am 10. Dezember in Cottbus beginnt – veranstaltet von der gemeinsamen Landesplanung Berlins und Brandenburgs.

 

Fünf neue Tagebaue will Vattenfall in Brandenburg und Sachsen erschließen, um die Kraftwerke Schwarze Pumpe, Jänschwalde und Boxberg mit dem klimaschädlichen Brennstoff Braunkohle zu versorgen. Rund 3.200 Anwohner müssten umgesiedelt werden. Eines der Projekte ist Welzow-Süd II. Von dort soll bis etwa zum Jahr 2042 Kohle an Schwarze Pumpe geliefert werden. Zwei Dörfer würden verschwinden, rund 800 Bewohner müssten weichen.

 

Nicht nur aus ökologischen Bedenken speist sich deshalb eine breite Protestbewegung. Gegen die Erweiterung von Welzow-Süd gingen mehr als 120.000 kritische Stellungnahmen bei der Landesplanung ein. Allerdings bekundeten auch 60.000 Anwohner, dass sie die Kohleförderung und Verstromung unterstützen, weil sie Arbeitsplätze und Einkommen in der nicht gerade reichen Region hält.

 

Zu den Argumenten von Greenpeace sagt Lothar Wiegand, der Sprecher des brandenburgischen Planungsministeriums, dass sie im gegenwärtigen Planungsschritt nicht erörtert würden. Jetzt gehe es nur um die grundsätzliche Verträglichkeit des Tagebaus mit den Zielen der Landesplanung. Erst im nächsten Verfahrensschritt, dem bergrechtlichen Genehmigungsverfahren, würde die angebliche Grundwassergefährdung dann eine Rolle spielen. Bis dahin kann es noch einige Jahre dauern. Starten soll Welzow-Süd II im Jahr 2027.

 

Greenpeace und die örtlichen Bürgerinitiativen fordern, keine neuen Tagebaue zu erschließen und die Verstromung der Braunkohle bis zum Jahr 2030 einzustellen. Im neuen Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD steht jedoch der Satz: „Die konventionellen Kraftwerke (Braunkohle, Steinkohle, Gas) als Teil des nationalen Energiemixes sind auf absehbare Zeit unverzichtbar.“ Auch die brandenburgische Landesregierung legt Wert darauf, dass die Braunkohle-Ökonomie möglichst lange weiterläuft.

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