Das Ende der Fahnenstange

Billigstromanbieter können die Preise nicht halten

Teilen!

28. Sep. 2009 –

Den Lieferanten von Billigstrom geht allmählich die Luft aus. „Das Geschäftsmodell der Discount-Anbieter ist oftmals nicht profitabel“, erklärte Matthias Cord, Vizepräsident der Beratungsfirma A. T. Kearney, bei der Vorstellung einer Studie über den Wettbewerb am Strommarkt am Montag in Berlin. Um bestehen zu können, müssten die Dumpingfirmen entweder ihre Preise erhöhen oder das Geschäftsmodell ändern. Gleichzeitig prognostiziert die Studie sowohl unabhängigen Billig- als auch Ökostrom-Anbietern Kundenzuwächse.

 

Die Berater haben nachgerechnet. Zieht man die üblichen Steuern, Abgaben und Nutzungsentgelte von der Endkundenrechnung ab, so Cord, entstehen in der Regel negative Ergebnisse. Allein vier Millionen Euro Verlust muss ein Anbieter im Jahr hinnehmen, wenn er 100.000 Kunden jeweils 3.500 Kilowattstunden für 650 Euro verkauft. Dabei ist dieser Preis schon recht hoch gegriffen. Beim konzernunabhängigen Billiganbieter FlexStrom gibt es 3.600 Kilowattstunden schon für rund 515 Euro. Mitbewerber Stromio verlangt für seinen Basistarif knapp 640 Euro. Zum Vergleich: Grüne Energie von LichtBlick und Naturstrom kostet um die 790 Euro. Die Stadtwerke München verlangen für die Grundversorgung etwas über 800 Euro.

 

Dass demnächst alle Billiganbieter Pleite gehen, glauben die Macher der Studie jedoch nicht. „Die wahrscheinlichste Variante ist, dass die Anbieter ihre Preise deutlich erhöhen werden“, prognostiziert Kearney-Chef Hanjo Arms. Auch sei es möglich, dass einige Unternehmen zusätzliche Produkte wie Gas oder Versicherungen anbieten werden, um ihr Geschäftsmodell rentabler zu gestalten. Ökostrom-Lieferanten dagegen stehen heute schon gut da. „Sie erfüllen mit soliden Jahresergebnissen die Vorraussetzungen für nachhaltigen Erfolg“, erklärt Matthias Cord. 

 

Die neuen Anbieter haben Wettbewerb in den Markt gebracht: Mittlerweile zwei Millionen von insgesamt 40  Millionen Haushalten beziehen heute schon Elektrizität von einem unabhängigen Vertreiber –

Tendenz steigend. Drei Millionen Kunden könnten es laut Studie im Jahr 2015 sein. Seit der Liberalisierung des Strommarktes hat es auch viele Kunden zu den Zweitmarken der etablierten Anbieter gezogen. Zu Unternehmen wie der EnBW Tochter Yellow Strom oder E wie einfach, das zu E.ON gehört, hat bisher sechs Millionen Kunden gezogen.

 

Die Wechselbereitschaft nimmt zu. Insgesamt werden bis zum Jahr 2015 circa zwölf Millionen Haushalte den Anbieter wechseln, prognostizieren die Studien-Macher. „Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit Stromtarifen“, erklärt Cord die zunehmende Wechselbereitschaft der Energie-Kunden. Mittlerweile erklärt er, wechseln die Menschen ihren Strom-Versorger sogar mehr als einmal: „Die Kunden von Billiganbietern sind besonders kritisch.“

« Zurück | Nachrichten »