Den Bäumen geht es wieder besser

Waldschäden noch auf hohem Niveau / Aigner fordert Waldklimafonds

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Von Wolfgang Mulke

21. Jan. 2010 –

 

 

Die Bäume in deutschen Forsten haben sich im vergangenen Jahr etwas erholt. Das geht aus der Waldzustandserhebung des Bundeslandwirtschaftsministeriums hervor, die an diesem Freitag veröffentlicht werden soll und dieser Zeitung vorliegt. Danach weisen 36 Prozent der Bäume keine sichtbaren Schäden an Blättern oder Nadeln auf. Im Vorjahr waren es nur 31 Prozent. „Die Kronenzustand fast aller Baumarten hat sich verbessert“, stellt Fachministerin Ilse Aigner fest.

 

Verringert hat sich auch der Anteil an Bäumen in der Warnstufe. Er sank zwischen 2008 und 2009 von 43 Prozent auf 37 Prozent. Allerdings kann von Entwarnung weiterhin keine Rede sein. Denn mehr als jede vierte Eiche, Kiefer oder Fichte weist ein deutlich gelichtetes Grünkleid auf. Das werten die Experten als Zeichen für eine Schädigung. Der Anteil ist im vergangenen Jahr sogar leicht angestiegen.

 

Sorge bereitet den Förstern der Buchenbestand. Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der geschädigten Buchen drastisch von 30 Prozent auf 50 Prozent erhöht. Die Entwicklung hat eine natürliche Ursache. Der trockene Sommer 2008 hat dafür gesorgt, dass der Laubbaum im letzten Jahr besonders viele Früchte gedeihen ließ. Dann reicht die Kraft nicht mehr für einen kräftigen Blattwuchs.

 

Die Sonderentwicklung bei der Buche lässt die Schadensbilanz schlechter ausfallen als sie ist. Anderen Baumarten geht es deutlich besser als im Jahr zuvor. Der Anteil kranker Fichten verringerte sich von 30 Prozent auf 26 Prozent, bei Kiefern von 18 Prozent auf 13 Prozent. Auch bei den Eichen geht es aufwärts. Jedoch wird immer noch fast jede zweite als geschädigt eingestuft.

 

Die so genannte „Waldzustandserhebung“ des Bundes beruht auf einer Stickprobe, für die bundesweit über 10.000 Probebäume begutachtet werden. Da es bereits lange Zeitreihen aus der Untersuchung gibt, gelten die Ergebnisse als zuverlässige Indikatoren für die Gesundheit der Wälder. 38 Baumarten werden dafür erfasst. Einzeln ausgewiesen werden aber nur die vier wichtigsten, die 85 Prozent des Bewuchses stellen.

 

Hauptursache für die Schäden sind Schadstoffeinträge durch Luft und Regen. Schwefeldioxid und Stickstoffe machen den Bäumen zu schaffen. In den letzten Jahrzehnten haben Umweltschutzauflagen wie die Einführung des Katalysators oder Entschwefelungsanlagen in Kraftwerken für eine Stabilisierung der Wälder gesorgt. Außerdem bekämpft die Forstwirtschaft die Folgen der Verschmutzung, in dem die Waldböden gekalkt werden.

 

„Durch den Klimawandel wird der Schutz und die sinnvolle Nutzung der Wälder immer wichtiger“, sagt Aigner. 1,2 Milliarden Tonnen CO2 sind in den Bäumen und dem Unterholz gebunden. Damit die Forsten auch weiterhin einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können, fordert Aigner finanzielle Hilfen für die Waldbesitzer. Ein Teil der Erlöse aus dem Emissionshandel solle für den Aufbau eines Waldklimafonds verwendet werden, verlangt die Ministerin.

 

Die Erderwärmung stellt die Flora vor ein neues Problem. Es gibt heißere Sommer und längere Dürreperioden. Normalerweise stecken die Bäume einen regenarmen Sommer weg. Mehrere nacheinander könnten das Ökosystem jedoch überfordern. Die übermäßige Fruchtbildung, die bei den Buchen zu beobachten ist, könnte eine Reaktion darauf sein. Quasi aus Angst vor dem Tod bilden die Pflanzen schnell noch möglichst viele Keimlinge, damit die Art überlebt. Bei Fichten wurde dieses Verhalten früher bereits festgestellt. Darüber hinaus eröffnen die steigenden Temperaturen neuen Schädlingen Lebensräume in hiesigen Wäldern.

 

 

 

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