Der Bund muss durchgreifen
Kommentar
12. Jul. 2010 –
Die Pannenserie bei der Bahn reißt nicht ab. Die Fahrgäste verlieren allmählich das Vertrauen in die Technik und das Unternehmen. Offenkundig wird bei der Bahn doch auf Kosten den Kunden gespart. Das muss der Verkehrsminister als Vertreter des Eigentümers Bund unterbinden.
Der zuständige Vorstand spricht von Unannehmlichkeiten und untertreibt damit fast schamlos. Den vom Ausfall der Kühlsysteme betroffenen Passagieren werden treffendere Bezeichnungen einfallen. Es verantwortungslos, Menschen längere Zeit so hohen Temperaturen zuzumuten. Wer dies tut, nimmt Gesundheitsschäden seiner Kunden in Kauf. Diese Einsicht ist an der Spitze der Bahn wohl nicht verbreitet. Das ist die eine der beiden wichtigen Dimensionen des Falles.
Die zweite richtet den Blick auf die Ursachen der Defekte. Die Vielzahl der nicht richtig funktionierenden Züge legt den Verdacht auf Wartungsmängel nahe. Bei der letzten Generalrevision der ICE-Reihe wurden vor allem weniger wichtige Dinge erledigt. Es gab neue Sitze, Steckdosen und Klarlack auf der Außenhaut. An Notbelüftungen hat niemand gedacht oder der Einbau war der Bahn schlicht zu teuer. Wenn aus Kostengründen tatsächlich Nachlässigkeiten geduldet werden, hat die Bahn ein Problem. Dass die Sicherheit zuerst kommt, glaubt bald niemand mehr.
Die Bahn muss wieder besser werden, auch wenn der Milliardengewinn dadurch etwas schmaler ausfällt. Der Eigentümer kann dies durchsetzen, wenn er will. Wenn Verkehrsminister Peter Ramsauer nun Gespräche mit der Industrie und der Aufsichtsbehörde ankündigt, lenkt dies nur von seiner Verantwortung ab. Da müssen einfach klare Direktiven her.