Der Butterpreis erklimmt neue Rekorde

Allein in den letzten zwölf Monaten wurde das Streichfett 70 Prozent teurer. Das sind die wichtigsten Fragen und Antworten zu dieser Entwicklung.

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Von Wolfgang Mulke

16. Okt. 2017 –

Warum ist die Butter so teuer geworden?

Die früher in der Europäischen Union (EU) üblichen Regulierung der produzierten Milchmenge gibt es seit einigen Jahren nicht mehr. In der Folge haben die Landwirte zunächst immer mehr Milch erzeugt. Das hat zu einem Überangebot geführt. Die Preise brachen daraufhin ein. Im letzten Jahr hatte die Milchkrise ihren Höhepunkt erreicht. Für einen Liter Rohmilch zahlten die Molkereien gerade einmal gut 23 Cent an die Landwirte. Als eine Reaktion auf die finanziell für viele Betriebe dramatische Lage verringerten die Bauern die Milchproduktion, in Deutschland um bis zu drei Prozent. Da zugleich die Nachfrage nach Milchfett, aus dem die Butter hergestellt wird, anstieg, gingen auch die Erzeugerpreise wieder kräftig nach oben. Im August konnten die Landwirte für jeden Liter Milch rund 37 Cent einnehmen. Diese Steigerung wurde an die Endverbraucher im Supermarkt weitergegeben.

Gibt es auch bei anderen Milchprodukten ähnliche Preissteigerungen?

Das Statistische Bundesamt hat an diesem Montag die aktuelle Teuerung bei den einzelnen Molkereiprodukten veröffentlicht. Spitzenreiter bei der Preissteigerung ist Butter mit einem Plus von 70 Prozent gegenüber dem Herbst 2016. Sahne ist 34 Prozent teurer als vor einem Jahr, Frischmilch 27 Prozent und Hartkäse immerhin noch elf Prozent.

Hat sich auch das Verbraucherverhalten geändert?

Das ist ein weiterer Grund für das vergleichsweise knappe und teure Angebot an Butter. Im Durchschnitt verbraucht jeder Bundesbürger sechs Kilogramm davon im Jahr, mit steigender Tendenz. Milchmarktexperte Andreas Gorn sieht eine Rückkehr der Verbraucher zum Genuss. Als Geschmacksträger werde sowohl von den Konsumenten als auch von der Ernährungsindustrie wieder mehr Milchfett verwendet. Zwar ist der Verkauf reiner Butter in diesem Jahr aufgrund der gestiegenen Preise um fast neun Prozent zurückgegangen. Doch greifen viele Verbraucher inzwischen eher zu Mischprodukten aus Butter und Pflanzenöl. Dieses Streichfett wird im Kühlschrank nicht so hart und ist in praktischen Behältern verpackt.

Haben die Milchbauern nun ihre finanzielle Krise damit überwunden?

Die Landwirtschaftsverbände sehen in der jüngsten Preisentwicklung allenfalls eine Erholung der finanziell gebeutelten Milchwirtschaft. Nach Berechnungen des Büros für Agrarsoziologie und Landwirtschaft (BAL) liegen die Erzeugerkosten bei 41 Cent für einen Liter Milch. Damit würden die Landwirte immer noch zu wenig für ihre Milch bekommen. Es gibt allerdings auch andere Berechnungen, die von einer Kostendeckung ab einem Ertrag von 35 Cent ausgehen. Die rege Investitionstätigkeit der Viehhalter deutet darauf hin, dass die wieder über finanzielle Spielräume für neue Ställe oder Anlagen verfügen. Ob die Stimmung bei den Milchbetrieben so gut bleibt wie zuletzt, ist unsicher. Das jüngste Konjunkturbarometer des Deutschen Bauernverbands (DBV) zeigt, dass sich die Zukunftserwartungen der Landwirte über alle Sparten hinweg eingetrübt haben.

Bilden sich die Preise für Milch, Käse und Butter frei am Markt?

Die Versorgung mit ausreichend vielen Nahrungsmitteln ist so wichtig, dass die Politik immer wieder eingreift. Die Agrarwirtschaft ist der größte Subventionsempfänger der EU. Während der Preiskrise am Milchmarkt 2016 griff die Politik ein und gewährt den Bauern Millionenhilfen. Grundsätzlich sollen Angebot und Nachfrage das Preisniveau regeln. Zwei Mal jährlich setzen sich Handel und Molkereien zusammen und setzen den Milchpreis fest. Die Preismacht der Handelskonzerne ist dabei enorm. Die größten Lebensmittelketten vereinen 80 Prozent des Gesamtumsatzes mit Lebensmitteln auf sich. Die Molkereilandschaft ist dagegen zersplittet in einige große und viele kleine Unternehmen. Daher fällt es Erzeugern und Molkereien schwer, ihre Vorstellungen gegenüber den Konzernen durchzusetzen.

Werden die Preise bald noch weiter erhöht?

Darüber gehen die Meinungen auseinander. Anfang November stehen die nächsten Preisverhandlungen zwischen Handel und Molkereien an. Die Verträge laufen jeweils über ein halbes Jahr. Vom Ergebnis wird die Preisentwicklung der nächsten Monate abhängen. Ute Egner vom Statistischen Bundesamt sieht derzeit keinen Grund zur Entwarnung. „Es gibt noch keinen Abbruch der Tendenz“, beobachtet die Expertin mit Blick auf den Erzeugerpreis. Dagegen sieht der Sprecher des Milchviehhalter-Verbands, Hans Foldenauer, die Gefahr eines neuerlichen Einbruchs beim Milchpreis. Die Milchmenge sei wieder um drei Prozent gestiegen. „Das hat riesige Auswirkungen auf den Markt“, befürchtet Foldenauer.

Warum betrifft die Preisentwicklung Butter stärker als andere Milchprodukte?

Das hat mehrere Ursachen. Die Nachfrage nach Milchfett, aus dem Butter gemacht wird, stieg zunächst an. Zugleich ging die hergestellte Menge zurück. Die Bauern hätten die Futterzusammensetzung für Milchkühe verändert, erläutert Foldenauer, so dass der Fettanteil der Milch gesunken sei. Auf der anderen Seite hätten sich die Molkereien bei der Einschätzung ihrer Absatzchancen verrechnet und verstärkt in die Produktion von Milchpulver investiert, statt in die von Fettprodukten. Doch die erhoffte Nachfrage aus China oder Indien blieb danach aus. So gibt es derzeit gewaltige Lagerbestände an Milchpulver. Für die Verbraucher ist dies eine eher gute Nachricht. Denn das Milchpulver wird von der Industrie für viele Produkte eingesetzt. Etwa Kekse, Schokoladen oder Eiscreme. Hier dürften die Preise also erst einmal stabil bleiben.

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