Der große Stromspar-Check

Energiesparlampen, Wassersparaufsätze oder schaltbare Steckerleisten: Mit einfachen Mitteln lässt sich die Stromrechnung um knapp 90 Euro pro Jahr senken. Wer dann noch sein Verhalten ändert, spart mehr.

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12. Okt. 2012 –

700 Euro – an diesen Betrag kann sich Energieberater Bastian Bott noch ganz genau erinnern.  Nein, es handelt sich nicht um eine überteuerte Stromkostenanrechnung. Es waren vielmehr die Kosten, die ein Trockner einer Familie im Jahr bescherte. „Zweimal am Tag wurde das alte Gerät angeschmissen“, erinnert sich Bott. „Eine Ladung kostete etwa einen Euro.“

 

Bastian Bott weiß, wo die Fallstricke beim Stromsparen liegen. Der Energiespar-Trainer beim Caritasverband Deutschland bildet in Dortmund Stromsparhelfer aus. Insgesamt 56 Stromsparhelfer sind in der Region inzwischen für den katholischen Sozialverband unterwegs. Sie besuchen Haushalte, die auf staatliche Sozialzahlungen, also auf Hartz IV, Sozialhilfe und Wohngeld, angewiesen sind und beraten beim Energiesparen. „Stromspar-Check“ nennt sich das gemeinsame Projekt der Caritas und des Bundesverbands der Energie- und Klimaschutzagenturen. Bundesweit haben schon 80.000 Haushalte eine kostenlose Stromsparberatung erhalten. 

 

Stromsparen: Das hat Bundesumweltminister Peter Altmeier den Bundesbürgern offiziell empfohlen - als Reaktion darauf, dass im kommenden Jahr die Ökostromumlage von 3,6 auf 5,3 Cent pro Kilowattstunde ansteigen wird. Auf Verbraucher kommen dann erhebliche Mehrkosten zu. Schon heute stehen etwa 600.000 Haushalte mit geringem Einkommen im Jahr vorübergehend ohne Licht oder warmes Wasser da, weil sie das Geld für die Stromrechnung nicht aufbringen können, schätzt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

 

Wenn sich Energieberater Bott mit einem seiner Auszubildenden auf den Weg macht, dann hat er nicht nur Messgeräte im Gepäck, um teuren Stromfressern auf die Schliche zu kommen, sondern auch ein Geschenkpaket. Drin stecken Energiesparlampen, Sparduschköpfe, Wassersparaufsätze oder schaltbare Steckerleisten im Wert von rund 70 Euro. Etwa 86 Euro spart ein Haushalt im Jahr, wenn er die kleinen Energiesparartikel einbaut, schätzen die Experten der Caritas. Um etwa 13 Prozent sinkt der Energieverbrauch. Noch mehr sparen können die Bewohner, wenn sie dann noch ihr Nutzungsverhalten ändern – also beispielsweise nicht jeden Tag ein Vollbad nehmen, das im Übrigen mit 1,20 Euro zu Buche schlägt. Doch das ist leichter gesagt, als getan. Besaglich ist der Mensch ein Gewohnheitstier.

 

„Es liegt meist nicht daran, dass die Leute nicht wissen, wie sie Energie sparen können“, so Berater Bott. Vielmehr hapere es an der Umsetzung. Erst wenn die Menschen die Zahlen schwarz auf weiß vor sich sähen, setze der Aha-Effekt ein. „Allein beim Kühlschrank lassen sich sechs Prozent Energiekosten einsparen, wenn die Temperatur nur um ein Grad erhöht wird“, rechnet Bott beispielhaft vor. Sieben bis acht Grad seien völlig ausreichend. Singles, die nur ein Glas Wurst und eine Packung Käse kalt stellen wollen, sollten zudem noch ein paar Flaschen Wasser dazu packen. Warum? Ist der Kühlschrank leer, erwärmt sich die Luft im Inneren beim Öffnen schneller. Das anschließende Runterkühlen verbraucht dann jede Menge Leistung.

 

Dass die Menschen eigentlich recht viel darüber wissen, wie sie Energie sparen können, findet auch Günter Neunert. Der Energieberater bei der Energieagentur Nordrhein-Westfalen findet noch eine weitere Erklärung, warum die Umsetzung nicht so recht klappen will: „Das liegt zum Teil daran, dass der Kunde im Geschäft nicht auf den ersten Blick sehen kann, dass er mit dem energieeffizienteren Kühlschrank A+++ für 400 Euro langfristig mehr Strom und damit Geld sparen kann, als mit dem nicht so energieeffizienten Kühlschrank A+ für 200 Euro.“

 

Ob der in die Tage gekommene Kühlschrank wirklich so ein großer Stromfresser ist und ob sich eine Neuanschaffung rentiert, lässt mithilfe eines Energiekostenmessgeräts herausfinden. Die Geräte zeigen die Verbrauchswerte einzelner Haushaltsgeräte an. Sie gibt es im Handel oder als kostenlose Leihgabe. Die Webseite www.no-energy.de gibt einen Überblick über die Leihstellen. Und unter www.spargeraete.de lassen sich besonders sparsame Haushaltsgeräte ausfindig machen.

 

Ein Wermutstropfen bleibt: Nicht jeder kann es sich leisten, den alten Kühlschrank gegen einen neuen zu tauschen. „Viele haben einfach nicht die finanziellen Mittel“, weiß Energie-Trainer Boll aus Erfahrung.

 

Einkommensschwache Verbraucher, die sich von den Stromsparhelfern beraten lassen möchten, können unter www.stromspar-check.de mit ihnen Kontakt aufnehmen. Dort und unter www.energieagentur.nrw.de finden sich viele Tipps rund ums Energiesparen.

 

 

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