Der Horror der Bürger

Kommentar zur Ökostromquote von Hannes Koch

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Von Hannes Koch

05. Sep. 2013 –

Nicht nur Politiker, ebenso Wissenschaftler sollten die möglichen, unbeabsichtigten Nebenfolgen ihres Tuns bedenken. Das gilt auch für den aktuellen Vorschlag der Monopolkommission, die gegenwärtige Ökostromförderung über den Haufen zu werfen. Einiges deutet daraufhin, dass wir mit dem Quotenmodell, das die Wissenschaftler wünschen, vom Regen in die Traufe kämen.

 

Es soll so funktionieren: Statt heute fester Fördersätze für Ökostrom würde die Regierung den Stromversorgern künftig nur noch vorschreiben, wieviel regenerative Energie sie verkaufen müssen. Welche Quellen sie nutzen – etwa Wind, Solar, Biomasse – bliebe den Firmen überlassen. Die Folge: Sie wählten die günstige Variante – und die heißt Wind an Land.

 

Der Horror vieler Bürger drohte tatsächlich: Windräder auf jeder Hügelkuppe. Die Schwäbische Alb, die westfälischen Mittelgebirge – alles zugebaut. Sonst wäre ein steigender Versorgungsgrad mit sauberer Energie, den die Bundesregierung ja will, nicht zu realisieren. Diese Wind-Variante ist nicht durchsetzbar: Die hohen Kraftwerke mit ihren rauschenden Flügeln und schlagenden Schatten sind deutlich sichtbarer und störender als die meisten Solar- und Biomasseanlagen. Zunehmende Gegenwehr aus der Bevölkerung ist garantiert. Wer die Energiewende kaputtmachen will, fordert die Quote.

 

Ratsamer erscheint dagegen die Reform des bisherigen Förderungsystems. Denn problematisch ist es tatsächlich, dass die Ökoumlage ständig steigt. Möglicherweise ist sie mittlerweile falsch konstruiert. Der Zweck der Umlage besteht darin, die Differenz zwischen einem oft sinkenden Börsenpreis für Strom und den höheren Produktionskosten der Ökoenergie auszugleichen. Diesen fatalen Zusammenhang sollte die Politik auflösen. Ein guter Plan dafür wird noch gesucht – er würde sich lohnen. Gelänge dies, stiege der Strompreis wahrscheinlich trotzdem weiter – aber nicht mehr wegen der Ökoenergie.

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