Der Ruf des grünen Geldes

Wegen der Finanzkrise erfreut sich ethisches Investment zunehmender Beliebtheit

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Von Hannes Koch

11. Dez. 2008 –

In der deutschen Sprache gibt es eine schöne Formulierung für Geschäftserfolg. „Verkauft sich wie geschnitten Brot“, sagen die Verkäufer, wenn ihre Produkte gut laufen. In der Branche des ethischen Investments ist dieser Satz gegenwärtig oft zu hören. Geldanlagen, die sich nicht nur an der Gewinnerwartung, sondern an bestimmten moralischen Kriterien orientieren, boomen – und zwar wegen der Finanzkrise.

 

„Die Leute rennen uns die Bude ein“, sagt Christof Lützel, Sprecher der GLS-Bank in Bochum. Die Bank mit anthroposophischem Hintergrund verzeichnet in normalen Monaten einen Zuwachs ihrer Kundeneinlagen um acht bis neun Millionen Euro. Im Oktober 2008, einem Höhepunkt der Finanzkrise, kamen jedoch 40 Millionen hinzu. Und im November setzte sich dieser Trend fort, wenn auch gebremst: Der Zuwachs betrug 18 Millionen Euro. Andere Institute berichten über eine ähnliche Entwicklung. Die Umweltbank in Nürnberg gewann alleine im Oktober rund 1.000 neue Kunden – 66.000 Personen vertrauen dem Haus inzwischen ihr Geld an.

 

Zwei Motive der Anleger spielen beim Wechsel von konventionellen zu ökosozialen Banken offenbar eine besondere Rolle. Von der Finanzkrise und den dramatischen Wertverlusten an den Börsen verschreckt, suchen Privatinvestoren nach vergleichsweise sicheren Investments. Die Anbieter ethischer Geldanlagen scheinen von dieser Sorge besonders zu profitieren.

 

Plausibel ist diese Hoffnung etwa im Hinblick auf Aktien und Firmenanteile aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien, die die GLS-Bank und andere Öko-Banken schwerpunktmäßig anbieten. Durch Fördergesetze garantieren Deutschland, Spanien und andere Staaten die Gewinne aus der Stromproduktion mit Wind, Sonne und Biogas. Weil die saubere Energie zu fixierten Preisen in die öffentlichen Netze eingespeist wird, ist die Wahrscheinlichkeit großer Kapitalverluste begrenzt. „Deshalb stellen wir einen größeren Zulauf von Anlegern fest“, sagt Georg Hetz, Geschäftsführer von UmweltDirektInvest, einer Kapitalanlage- und Beratungsfirma in Nürnberg.

 

Viele Anbieter erklären außerdem, dass sie das Geld der Anleger nicht in zweifelhafte, risikoreiche Wertpapiere stecken, sondern hauptsächlich Kredite an Unternehmen finanzieren. Auch diese Betonung der realen Wirtschaft im Vergleich zur in Verruf geratenen Börsenspekulation macht moralische Anlagen gegenwärtig attraktiv. Die Öko-Banken profitieren in dieser Hinsicht vom selben Trend, der auch den Sparkassen und Volksbanken aktuellen Zulauf beschert.

 

Hinzu kommt, dass eine gesellschaftliche Strömung einflussreicher wird, die das Wirtschaftsleben aus verschiedensten Gründen an ethische Kriterien binden möchte. Am augenfälligsten zeigt sich dieser Trend in der Zunahme bestimmter Marktsegmente wie dem Handel mit biologisch angebauten Nahrungsmitteln und fair gehandelten Textilien oder der Produktion ökologischen Stroms. Um diesen neuen Bedürfnissen von Anlegern Rechnung zu tragen, präsentiert die GLS-Bank einen Katalog von 15 Ausschlusskriterien. Die Bochumer Bank investiert unter anderem nicht in Firmen, die etwas mit Atomenergie, grüner Gentechnik, Rüstung, und Tierversuchen zu tun haben. Zusätzlich achten die Bankmanager darauf, dass ihr Kapital niemanden unterstützt, der die Menschen- und Sozialrechte seiner Beschäftigten missachtet.

 

Das wachsende Interesse kann freilich nicht darüber hinwegtäuschen, dass ethisch orientierte Anleger in den vergangenen Monaten ähnliche Wertverluste ihrer Fonds und Aktien verschmerzen mussten wie konventionelle Investoren. Im Zuge der Finanzkrise sank auch mancher ökologische Fonds auf die Hälfte seines Höchststandes.

 

Insgesamt ist das Marktsegment der ethischen Geldanlage bislang eine Nische geblieben – wenngleich eine, die überproportional wächst. Jörg Weber vom Branchen-Informationsdienst Ecoreporter zählt mitterweile rund 200 Investmentfonds mit nachhaltiger Anlagepolitik, die in Deutschland gehandelt werden – etwa doppelt so viele wie Anfang 2007. Das Anlagevolumen stieg im selben Zeitraum um rund 30 Prozent auf 25 Milliarden Euro. Setzt man diese Summe ins Verhältnis zu allen deutschen Anlagen in Wertpapieren und Beteiligungen, die rund 1.400 Milliarden Euro ausmachen, ergibt sich ein Anteil von etwa 1,5 Prozent – Tendenz steigend.

 

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