Der schwierige Weg zurück in die Krankenkasse

Privat Krankenversicherte können sich hohen Beitragssteigerungen oft entziehen. Auf Dauer drohen hohe Beitragssteigerungen

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Von Wolfgang Mulke

17. Mär. 2016 –

Die Kunden der zweitgrößten privaten Krankenversicherung DKV haben in diesem Jahr einen dicken Brocken zu schlucken. Im Durchschnitt erhöht das Unternehmen die Beiträge für die Gesundheitsversorgung um fast acht Prozent. Das kann im Einzelfall bis zu 130 Euro mehr im Monat ausmachen. Zwar hat die DKV hier eine Obergrenze für den Zuschlag gesetzt, über 65-jährige sogar beim halben Betrag, doch sind die Mehrkosten schmerzlich. Zum Vergleich ein Blick auf die größte gesetzliche Ersatzkasse. Die Barmer GEK hat die Zusatzbeiträge um 0,2 Prozentpunkte angehoben. Bei einem Gehalt von 5.000 Euro im Monat muss der Arbeitnehmer nur zehn Euro monatlich mehr bezahlen.

 

Die rund neun Millionen Privatversicherten müssen sich wohl auch zukünftig auf deutlich steigende Kosten einstellen. Für manche kann das zum existenziellen Problem werden, da die Beiträge sich nicht an den Einkommen der Versicherten orientieren, sondern an den Ausgaben der Versicherungen. Und die Kosten für Behandlungen und Arzneien steigen rasant. Deshalb würden viele privatversicherte gerne zurück in die gesetzliche Krankenversicherung.

 

In vielen Fällen ist das auch möglich, wenngleich nicht immer einfach. Denn der Gesetzgeber hat einige grundsätzliche Barrieren zwischen der privaten und der gesetzlichen Krankenversicherung aufgebaut. So ist ein Wechsel nur bis zum 55. Lebensjahr möglich. So soll verhindert werden, dass sich junge Menschen preiswert privat absichern und bei den im Alter steigenden Beiträgen wieder zurück in die günstigere Krankenkasse gehen. Die Stiftung Warentest sieht in der neuesten Ausgabe der Zeitschrift Finanztest aber auch für die älteren Privatversicherten Wechselchancen. „Die meisten Älteren müssen umständliche Wege gehen“, sagt die Stiftung. Ein Weg führe über eine zeitweilige Krankenversicherung im europäischen Ausland. Dazu müsste aber auch der Wohnort gewechselt werden. Eine andere Möglichkeit besteht in einer Aufgabe der Beschäftigung, um beitragsfrei in der Familienversicherung des Partners unterzukommen. Bedingung ist aber, dass nebenbei höchsten eine Minijob ausgeübt werden darf.

 

Eine zweite große Hürde betrifft die Selbständigen, die nicht in die gesetzliche Krankenversicherung wechseln dürfen. Dabei machen viele Kleinstunternehmer so wenig Gewinn, dass Beitragssteigerungen in ihrer privaten Versicherung schnell zu gravierenden finanziellen Problemen führen. Laut Stiftung Warentest hilft hier nur der Abschied von einer hauptberuflichen Selbständigkeit. Die Lösung ist die Suche nach einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Nebenher kann dann noch ein eigenes Geschäft betrieben werden. Akzeptiert die Krankenkasse diese Zweiteilung des Berufslebens, kann der Versicherte auch wieder hauptberuflich selbständig sein. In diesem Falle darf er sich freiwillig bei der Krankenkasse weiter versichern.

 

Privat versichert sind neben den Beamten vor allem Selbständige und Arbeitnehmer mit einem hohen Einkommen. Derzeit liegt die Einkommensgrenze bei 4.687,50 Euro Monatseinkommen. Wer mehr verdient und privat versichert ist, kann nicht ohne weiteres zur Krankenkasse zurück. Da hilft Finanztest zufolge nur der Umweg über eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit. Gutverdiener können sich beispielsweise mit ihrem Arbeitgeber auf ein Gehalt unterhalb der Einkommensgrenze einigen. Die Differenz zum „tatsächlichen“ Gehalt könnte ein Einzahlung in ein Arbeitszeitkonto verwendet werden. So wird der Wechsel zur Krankenkasse möglich. Wenn zu einem späteren Zeitpunkt dann wieder das volle Gehalt ausgezahlt wird, kann der Arbeitnehmer freiwillig in der gesetzlichen Krankenversicherung bleiben.

 

Experten raten Interessenten an einem Wechsel, sich zuvor eingehend über die Möglichkeiten beraten zu lassen. Denn am Ende geht es immer um Einzelfälle. Beraten lassen können sich die Versicherten zum Beispiel bei den Verbraucherzentralen. Auch gibt es im Internet private Beratungsportale, die mit großen Einsparungen bei den Beiträgen für Privatversicherte werben. Doch aufgepasst: Manche Empfehlungen dienen eher den Beratern, denn den Versicherten, gerade, wenn ihr Honorar an die jährliche Einsparung gekoppelt ist.

 

Wer nicht wechseln darf, kann nur über einen Tarifwechsel innerhalb seiner Versicherung Kosten sparen. Auch hier ist eine Beratung empfehlenswert, weil ein Laie durch die rund 700 Kriterien, aus denen sich die verschiedenen Tarife der privaten Krankenversicherung zusammensetzen, kaum durchschaubar sind. Dabei geht es um Details wie das Einzelzimmer im Krankenhaus oder besondere Heil- und Hilfsmittel. Jedes Detail trägt zur Beitragshöhe bei und man muss entscheiden, was wirklich notwendig ist und was nicht. Früheren Untersuchungen der Stiftung zufolge, kann ein Versicherter auch ohne wesentliche Leistungseinbuße bis zu 1.000 Euro im Jahr sparen.

 

Zudem bieten die Versicherung einen Standardtarif an, der etwa gleiche Leistungen wie die der Krankenkassen umfasst. In finanziellen Notlagen bleibt als letzter Ausweg der Wechsel in den Basistarif der privaten Versicherung. Dieser Tarif kommt für jene in Frage, die aufgrund ihrer schlechten finanziellen Lage zum Sozialfall geworden sind.

 

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