Der Süden braucht Strom

Kommentar zum Stromleitungsbau

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Von Hannes Koch

05. Feb. 2014 –

Vor die Wahl gestellt zwischen einem Atomkraftwerk und einem Hochspannungsmasten würden die meisten Bürger wohl letzteren bevorzugen. Darum geht es – auch wenn die 70 Meter hohen Konstruktionen aus Stahlträgern keine schönen Bauwerke sind. Aber wir brauchen sie, um uns von der Atomkraft zu verabschieden. An den Masten sollen dereinst die Kabel hängen, die den ökologischen Windstrom in die Wirtschaftszentren Süddeutschlands transportieren.

 

Ein wesentliches dieser Projekte wurde am Mittwoch vorgestellt: Südlink zwischen Schleswig-Holstein sowie Bayern und Baden-Württemberg. Absehbar ist, dass in den kommenden Jahren Bürger gegen die Trasse protestieren werden. Gut wäre es deshalb, den großen Zusammenhang zu betrachten. Eine erfolgreiche Energiewende wird es in Deutschland ohne einige dieser Leitung nicht geben. Bedenken könnte man auch: Eine Stromleitung ist keine Giftmülldeponie, keine Chemiefabrik, keine laute Autobahn. Über die Gefahren von Elektrosmog wird zwar viel diskutiert, Belege für eine Schädigung der menschlichen Gesundheit existieren jedoch nur wenige.

 

Solche Argumente spielen für Horst Seehofer allerdings keine Rolle. Wenn der bayerische Ministerpräsident nun ein Moratorium für den Stromtrassenbau fordert, geht es ihm vornehmlich darum, bei den kommenden Kommunal- und Europawahlen ein gutes Ergebnis einzufahren. Danach wird sich Seehofer für den Protest gegen Elektrizitätskabel deutlich weniger interessieren als jetzt. Denn auch er weiss, dass BMW, Siemens und Airbus Strom brauchen, den die Atomkraftwerke im Süden bald nicht mehr liefern.

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