Der Traum von der sicheren Bank
Der Weltverband der Nachhaltigkeitsbanken fordert die Eindämmung der Spekulation
29. Nov. 2012 –
Die Ansage ist eindeutig: Die Bundesregierung will das Risiko von Bankgeschäften für die Allgemeinheit reduzieren. Nicht noch einmal sollen die Steuerzahler hunderte Milliarden Euro aufbringen müssen, um große Finanzinstitute vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Aber wurde diese Lehre aus der Finanzkrise auch umgesetzt? „Die politischen Regulierungsversuche haben im alltäglichen Geschäft der Banken bisher nur zu wenigen Änderungen geführt“, sagt Dorothea Schäfer, Finanzexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung.
Als Beispiel nennt Schäfer das Bankenabkommen Basel III, das sie für einen „zahnlosen Tiger“ hält. Abgesehen davon, dass es erst noch in deutsches Recht umgesetzt werden müsse, bezeichnet sie die künftigen Vorschriften für die höhere Abdeckung der Bankrisiken mit Eigenkapital als „Irrweg“.
Die Logik des Baseler Abkommens sieht so aus: Wenn die Banken risikoreiche Geschäfte machen, sollen sie dafür bis zu zehn Prozent eigenes Geld - in Krisenzeiten auch mehr - für den Notfall in Reserve halten. Allerdings ist absehbar, dass nur ein kleiner Teil der jeweiligen Bankbilanz als risikoreich eingestuft wird. Im Verhältnis zu ihrem gesamten Finanzvolumen müssten die Institute deshalb doch nur einen geringen Prozentsatz Reservekapital nachweisen, sagt DIW-Ökonomin Schäfer. Sie schlägt stattdessen vor, den Banken einen höheren Prozentsatz vorzuschreiben, mit dem sie ihre gesamte Bilanz abdecken müssen.
Druck in Richtung einer durchgreifenden Änderung macht auch der Weltverband der Nachhaltigkeitsbanken (GABV). In diesem haben sich 20 sozial-ökologisch orientierte Institute in 24 Ländern zusammengeschlossen. Der Verband, dem die GLS-Bank aus Bochum angehört, plädiert für die Konzentration auf reale Wirtschaftsaktivitäten und den weitgehenden Verzicht auf reine Finanzspekulation.
72 Prozent des Finanzvolumens der beteiligten Banken stecke in Krediten an Bürger und Firmen, sagt der Verband. Bei konventionellen Großbanken seien es dagegen nur 40 Prozent. Die stärkere Ausrichtung auf Waren und Dienstleistungen mache die Nachhaltigkeitsbanken stabiler, lautet ihre These. Eine am Donnerstag veröffentlichte Studie weist für die öko-sozialen Institute eine höhere Eigenkapitaldecke aus. Thomas Jorberg, der Vorstandssprecher der GLS-Bank, leitet daraus die politische Forderung ab, „rein abstrakte, spekulative Finanzprodukte, die in keiner Weise einer gesunden Entwicklung der Realwirtschaft dienen, zu verbieten“.