Deutsche haben 4,5 Billionen Euro gespart

Sicherheit ist wieder besonders wichtig / Sparkassen fordern Förderung von Kleinsparern

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Von Wolfgang Mulke

28. Okt. 2008 –

Die Bundesbürger verfügen über ein Geldvermögen von 4,5 Billionen Euro. Knapp ein Drittel ist auf Festgeldkonten oder Sparbüchern angelegt, ein weiteres Drittel in Wertpapieren. Der Rest verteilt sich auf Versicherungen, Pensionsrückstellungen und Bargeld. Das geht aus dem Vermögensbarometer des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) hervor, das am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. „Die vier wichtigsten Sparformen sind für die Deutschen nach wie vor die Kapital-Lebensversicherung, das Sparbuch, die private Rentenversicherung und der Bausparvertrag“, sagte DSGV-Chef Heinrich Haasis. Das Geldvermögen sei ausgewogen angelegt.

 

Sicherheit steht in der Gunst der Anleger wieder ganz weit vorne. Dafür hat wohl auch die Finanzkrise gesorgt. Die zuletzt oft als provinziell gescholtenen Sparkassen sind Gewinner der Misere. Auch größere Geldvermögen würden zu den kommunalen Instituten verlagert, beobachtet Haasis. 91 Prozent der für die Studie befragten gut 2000 Haushalte nannten die Sicherheit der Geldanlage als oberstes Ziel. Auch auf die Verfügbarkeit und die Flexibilität legen die meisten Sparer viel Wert. Dagegen ist eine möglichst hohe Rendite nur für jeden vierten Anleger sehr wichtig.

 

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern legen die Bundesbürger einen guten Teil ihres Einkommens auf die hohe Kante. Die Sparquote dürfte nach Schätzung des Verbands in diesem Jahr leicht auf elf Prozent ansteigen. Rund 170 Milliarden Euro legen die Privathaushalte in diesem Jahr zur Seite. Nur die Franzosen sind noch sparsamer. Die Amerikaner bilden das andere Extrem. Sie geben fast alles aus, was einnehmen. Viele US-Haushalte leben sogar auf Pump. Das ist einer der Gründe für die Finanzkrise. Denn viele Amerikaner bekamen Kredite für Hausbauten, die sie sich gar nicht leisten konnten. Als dies deutlich wurde und die Rückzahlungen ausblieben, brach die Finanzmarktkrise richtig los. Da sich die Deutschen anders verhalten, ist Haasis zufolge der Grund für die vergleichsweise moderaten Folgen der Krise hierzulande.

 

Schulden sind viele Bürgern ein Gräuel. Lediglich für den Kauf eines Eigenheims würden sich zwei Drittel der Haushalte verschulden. Anschaffungen werden dagegen entweder durch Verzicht auf andere Dinge oder aus den finanziellen Reserven finanziert. Nur eine Minderheit zahlt gerne in Raten oder nimmt für den Konsum einen Kredit auf.

 

Regional verteilt sich das Vermögen in Deutschland recht unterschiedlich. Die Schwaben werden ihren Ruf gerecht, besonders genau auf ihre Finanzen zu achten. Mit 2.386 Euro im Jahr tragen die Baden-Württemberger am meisten zur Bank. Die Sparquote ist mit 11,8 Prozent im Ländle am höchsten. Am wenigsten sparen die Einwohner Mecklenburg-Vorpommerns mit 1218 Euro. Die geringste Sparquote weist Bremen mit 7,3 Prozent vor.

 

Ein erstaunliches Ergebnis hat die Umfrage erbracht. Jede zweite Familie beurteilt ihre finanzielle Lage als gut oder sogar sehr gut. Nur bei den Alleinerziehenden fällt der Wert deutlich geringer aus. Allerdings trübt sich die Stimmung ein. Im Juli empfanden noch 47 Prozent der Befragten ihre Lage positiv. Im Oktober waren es nur noch 37 Prozent.

 

Der Staat hilft den Kleinanlegern nach Ansicht der Sparkassen zu wenig beim Aufbau von Rücklagen. „Langfristiges Sparen muss gefördert werden“, forderte Haasis, der für eine Anhebung des Sparer-Freibetrages plädiert.

 

 

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